Löw hilft Guardiola: Götzes Spielwitz reißt Bayern mit

München (dpa) - Nach seiner ersten Teilzeit-Gala schlich Mario Götze wortlos aus der Münchner Arena. Der Mann, der als dreifacher Torvorbereiter verantwortlich gewesen war für die Wende beim erst trägen und später beschwingten 4:1 (0:1)-Heimsieg des FC Bayern gegen Mainz 05, mochte nichts sagen.

Erst mit einem Tag Verzögerung äußerte Götze sich - via Vereins-Homepage. „Natürlich bin ich zufrieden. Ich habe einfach versucht, der Mannschaft zu helfen“, erklärte der Jungstar.

Euphorisch rühmten die Teamkollegen und Trainer Pep Guardiola den Edeltechniker und Matchwinner. „Mit Mario haben wir mehr Spielwitz dringehabt. Er hat vorne Lücken aufgemacht und Tore vorbereitet. Vielleicht war er der Schlüssel“, sagte Thomas Müller, als zweifacher Torschütze ebenfalls ein maßgeblicher Erfolgsfaktor.

Guardiola bedankte sich indirekt bei Bundestrainer Joachim Löw. „Mario hatte gute 45 Minuten mit Jogi“, sagte der Spanier. Beim 5:3 der Fußball-Nationalmannschaft in Schweden war Götze vier Tage zuvor ebenfalls zur Pause eingewechselt worden und hatte das DFB-Team nach einem 1:2-Rückstand als Torschütze inspiriert und mitgerissen.

Genauso am Samstag: 0:1 lagen die Bayern nach dem überraschenden Mainzer Führungstor von Shawn Parker (44. Minute) zurück - mit Götze kam der Umschwung. Das 1:1 von Arjen Robben (50.) und das 3:1 von Mario Mandzukic (69.) bereitete der 21-Jährige mit wunderbaren Pässen vor. Und an der Münchner Tiki-Taka-Kombination zum 2:1 von Müller (52.) war der 37-Millionen-Mann ebenfalls beteiligt. „Die Minuten mit der Nationalelf und jetzt gegen Mainz haben richtig gut getan“, sagte Götze, der heiß ist: „Je mehr ich spiele, desto fitter werde ich.“

„Dass Mario ein exzellenter Fußballer ist und ein Spiel entscheiden kann, hat man unter der Woche gesehen und jetzt wieder“, erklärte Kapitän Philipp Lahm. Müller erhöhte noch per Foulelfmeter (82.). Bei diesem Treffer musste sich Götze damit begnügen, den beleidigten Robben zu beschwichtigen. Der Holländer musste auf Geheiß von Guardiola den Elfmeter Müller überlassen. „Hauptsache, das Ding geht rein“, meinte Robben, als er sich später wieder beruhigt hatte.

Als „intelligenten, cleveren Spieler“, lobte Guardiola Edeljoker Götze. Nach zweimaliger Verletzungspause konnte er endlich auch im roten Münchner Dress nachweisen, warum die Bayern das Fußball-Juwel dem Rivalen Borussia Dortmund für 37 Millionen Euro weggekauft haben. „Die Verletzungen und die lange Reha haben das Ganze für mich nicht so einfach gemacht“, sagte er über seine Anfangszeit in München.

Die Einwechslung des Neuzugangs auf der Spielmacher-Position war der zentrale Baustein bei den Veränderungen, mit denen Guardiola die Bayern gegen Mainz auf Erfolgskurs brachte. Der Spanier nutzte die Flexibilität, die ihm sein Luxuskader beschert. Er verschob Robben nach links, Lahm wechselte aus dem Mittelfeld zurück nach rechts in die Abwehr, das Spielsystem wurde auf 4-2-3-1 verändert, wodurch sich plötzlich mehr Räume zum Kombinieren auftaten. „Wir haben umgestellt, nicht nur personell, das hat gefruchtet“, betonte Kapitän Lahm.

Götze agierte erst als Zehner, später dann als verkappter Stürmer im Zentrum. „Die Position ist mir relativ egal: Ich kann außen im Mittelfeld spielen, als Achter, als Zehner oder auch vorne drin. Da bin ich glücklicherweise sehr flexibel.“ Der Trainer hat die Wahl.

Die Mainzer Taktik, mit einer Fünfer-Abwehrkette und vier Mann davor den Münchnern die Lust am Fußball zu rauben, ging gegen die Götze-Bayern nicht mehr auf, was FSV-Trainer Thomas Tuchel aber nicht überraschend fand. „Wir fahren hier mit dem VW-Käfer Baujahr '70 gegen einen Formel-1-Wagen, und da fragt ihr, warum wir nicht vor dem Vettel ins Ziel kommen“, bemerkte Tuchel beim TV-Sender „Sky“. Nein, unter dem Strich fand der Mainzer Coach die eigene Leistung „top“.

Bei den nunmehr seit 34 Spielen ungeschlagenen Bayern stimmte sie erst mit Verzögerung. „Zum Glück dauert ein Spiel 90 Minuten“, kommentierte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nach der behaupteten Tabellenführung. „Wir müssen besser spielen“, mahnte Guardiola, gerade im eigenen, stets ausverkauften Stadion. „Ich mag den Leuten doch nicht sagen, sie sollen erst zur zweiten Hälfte kommen.“