Neues Werder: Nur geringer Ärger über 0:0
Bremen (dpa) - Jahrelang stand Werder Bremen für begeisternden Offensivfußball, für Spektakel und für Kurzweil. Seit Samstag stehen die Hanseaten für das erste 0:0 in dieser Bundesliga-Saison.
Passender als beim niveauarmen Unentschieden gegen den SC Freiburg hätte Werder den Wandel vom Champions-League-Dauergast zum Mittelklasse-Team im Umbruch nicht verdeutlichen können.
„Wir sind nicht in der Lage, wie vor vier, fünf Jahren, den Freiburgern fünf Stück einzuschenken. Damit muss sich jeder hier mal abfinden“, sagte Aaron Hunt nach der tristen Nullnummer gegen den Tabellenvorletzten und fügte wie zur Demonstration der neuen Ansprüche in Bremen hinzu: „Positiv ist, dass wir zumindest einen Punkt geholt haben.“
Passend zur Bremer Torflaute schockte am Sonntag die Verletzung von Stürmer Nils Petersen die Verantwortlichen und Fans. Der Torjäger, mit drei Treffern erfolgreichster Werder-Profi, erlitt im Freiburg-Spiel eine Teilruptur des linken Innenbandes. Er wird wahrscheinlich sechs Wochen fehlen. „Das ist ein ganz bitterer Ausfall“, sagte Trainer Robin Dutt am Sonntag im Sport1-„Doppelpass“.
Ausgerechnet Werder. Sein bis Samstag letztes 0:0 erlebte der Club vor etwa 21 Monaten am 21. Januar 2012 in Kaiserslautern. 58 Bundesligaspiele waren seitdem vergangen. „Irgendwann musste es ja mal kommen“, kommentierte Kapitän Clemens Fritz lapidar. Seine Miene verdeutlichte indes, wie übel ihm das Pünktchen gegen ersatzgeschwächte und biedere Breisgauer aufstieß.
Bezeichnenderweise waren es die älteren Werder-Spieler, die nach dem 0:0 fast verschämt zu Boden blickten. Diejenigen, die die furiosen offensiven Zeiten unter Ex-Coach Thomas Schaaf, in denen ein 3:3 oder 4:4 mehr zählte als ein 0:0, noch miterlebten. „Zufrieden bin ich nicht“, klagte Fritz, ohne aufzuschauen. Auch bei Hunt ging der Blick nach unten, als er einräumte, „enttäuscht“ zu sein. Die Vertreter der neuen Werder-Generation zeigten sich dagegen alles andere als missmutig. „So lange wir punkten, ist es okay“, meinte etwa Geschäftsführer Thomas Eichin - seit Februar im Amt.
„Dieses Unentschieden hat uns nicht gefallen“, sagte hingegen zumindest Schaaf-Nachfolger Dutt, der damit allerdings mehr die Spielweise seines Teams als das Resultat meinte. Unter Dutt legt Werder viel mehr Wert auf die Defensive. „Die erste Aufgabe ist es, die Null zu halten“, bestätigte Bremens Keeper Sebastian Mielitz eine Philosophie, die unter Schaaf noch undenkbar gewesen wäre.
Allerdings scheint der neue Stil perfekt zum Umbruch in Bremen zu passen. In der vergangenen Saison, als der Neuanfang nach bereits einem Jahr ohne Europapokal schon eingeleitet worden war, spielte Bremen unter Schaaf lange gegen den Abstieg. Nach der Hälfte der Hinserie in dieser Saison hat Werder zwar im Schnitt gerade mal ein Tor pro Spiel geschossen - weniger hat nur der Tabellenletzte Braunschweig. Dafür haben die Bremer nach neun Spieltagen schon zwölf Punkte gesammelt. Und das, obwohl sie in Kevin de Bruyne und Sokratis Leistungsträger abgeben mussten. Richtig ärgern konnte sich die neue Werder-Generation über das Ende der Tor-Serie daher nicht.