Luhukays Liebling Ndjeng schießt Hertha ins Glück
Köln (dpa) - Für Hertha-Trainer Jos Luhukay ist Marcel Ndjeng der Lieblingsspieler. Und nach dessen Glücksschuss zum 2:1-Sieg beim 1. FC Köln wird er ihn noch mehr ins Herz geschlossen haben.
„Das war eines der wichtigsten Tore meiner Karriere“, meinte der kamerunisch-deutsche Verteidiger und langjährige Luhukay-Wegbegleiter. Sein abgefälschter Freistoßtreffer in der 86. Minute besiegelte am Samstagabend den ersten Auswärtssieg der Berliner seit exakt neun Monaten - und nach dem Abwärtstrend in der Fußball-Bundesliga wirkte er wie ein Befreiungsschlag.
„Es war uns egal, wie wir gewinnen. Wir hatten viel Glück, aber das nimmt man mit“, sagte Ndjeng, der erst durch die Verletzung des Slowaken Peter Pekarik ins Team gerückt war. Seine fast permanente Zusammenarbeit mit Luhukay begann ausgerechnet beim 1. FC Köln: Beide lernten sich vor zwölf Jahren kennen, als der angehende Profi in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga kickte und der Niederländer Co-Trainer am Rhein war. Als Luhukay 2005 Chefcoach beim SC Paderborn wurde, kam auch Ndjeng, den er danach zu Borussia Mönchengladbach, zum FC Augsburg und 2012 zu Hertha BSC holte.
„Es lässt sich nach einem Erfolgserlebnis einfacher arbeiten, aber wir wissen, wo wir stehen“, meinte Ndjeng. Dank seines Tores und des Treffers von Roy Beerens (28.), den der Kölner Anthony Ujah (58.) zwischenzeitlich ausgleichen konnte, steht die Hertha nun auf dem 13. Tabellenplatz - vier Punkte von einem Abstiegsrang entfernt.
„Wir haben jetzt wieder etwas mehr Ruhe und können mit gutem Gewissen in Richtung Bayern München schauen“, sagte Luhukay mit Blick auf die Toppartie am Samstag, der zwei weitere schwere Duelle bei Borussia Mönchengladbach und gegen Borussia Dortmund folgen. „Wir haben in letzter Zeit nicht viele Punkte geholt. Deshalb war der Sieg vor den anstehenden schweren Wochen wichtig“, meinte Hertha-Torwart Thomas Kraft. „Es war eine lange Zeit seit Februar, dass wir auswärts gewonnen haben. Das zehrt.“
Während bei den Berlinern nach drei Pflichtspiel-Niederlagen die Zuversicht wieder zurückgekehrt ist, herrschte bei den Kölnern purer Frust. „Wir sind extrem enttäuscht“, klagte FC-Keeper Timo Horn. „Es ist bitter, dass wir durch zwei Eiertore verloren haben.“ Beim 0:1 durch Beerens hatte Kölns Verteidiger Mergim Mavraj den Ball mit dem Fuß abgefälscht, und beim Freistoß zum 1:2 von Ndjeng lenkte Ujah die Kugel mit der Brust unhaltbar ins eigene Tor ab.
„Wenn man sich beim Freistoß in der Mauer so wegdreht, ist das zu billig“, schimpfte Kölns Trainer Peter Stöger über den verhinderten Helden. Schließlich hätte Ujah zum Matchwinner für die im eigenen Stadion bisher nur einmal siegreichen Gastgeber werden können, doch seinen Volley-Kracher (63.) donnerte er nur an die Latte. Und dann der Fauxpas kurz vor Spielende. „Eine unglückliche Situation. So etwas passiert mal“, kommentierte der Nigerianer kleinlaut.
Die zweite Heimpleite in Serie wurmte Stöger zwar mächtig, traf ihn aber auch nicht unerwartet. „Dass wir eine Grundstabilität noch nicht haben, ist keine Überraschung“, sagte er. „Höhen und Tiefen werden uns weiterhin begleiten.“ Ärgerlich, aber nicht dramatisch war die Niederlage für Kölns Manager Jörg Schmadtke: „Es ist nichts passiert. Wir haben 15 Punkte, und man darf nicht ausblenden, dass wir ein Aufsteiger sind.“ Zehn Punkte holte der derzeit auswärtsstärkste Liga-Club auf fremden Plätzen, was Auftrieb vor dem Westderby bei Bayer Leverkusen gibt. „Wir haben gegen große Gegner schon gezeigt, dass wir in der Lage sind zu punkten“, sagte Schlussmann Horn.