Magaths Umbruch: „Generation 30 plus“ bevorzugt

Wolfsburg (dpa) - Die halbe Bundesliga ist dem Jugendstil verfallen, Felix Magath setzt beim personellen Umbruch des VfL Wolfsburg dagegen auf Routine. Die „Generation 30 plus“ soll dem Meister von 2009 auf dem angestrebten Weg zurück an die nationale Spitze die vermisste Stabilität verleihen.

„Wir haben das Ziel oben mitzuspielen. Jetzt ist keine Zeit mehr zu warten“, sagte VfL-Trainer und -Manager Magath nach zuletzt zwei Pleiten mit fünf Gegentoren. Mit gleich drei neuen Abwehrspielern im Training reagierte Magath auf das herbe 1:4 bei Borussia Mönchengladbach. Der Ex-Frankfurter Sotirios Kyrgiakos (32) vom FC Liverpool bekam einen Zweijahresvertrag und soll sofort als Innenverteidiger helfen. Der zuletzt vereinslose Linksverteidiger Hrvoje Cale unterschrieb bis 2014 und gab sich sogleich kämpferisch: „31 Spiele liegen noch vor uns. Es sind jede Menge Punkte zu vergeben, ich glaube an uns.“ Der 26-Jährige ist zunächst aber nur als Ergänzungsspieler vorgesehen.

Der geplante dritte Zugang, der ebenfalls vereinslose Ex-Frankfurter Chris ist mit seinen 32 Jahren dagegen potenzieller Stammspieler. Dafür muss der erst 22 Jahre alte Däne Simon Kjaer gehen. Magath hat spätestens seit dessen schwerem Patzer in Gladbach genug von Kjaers Aussetzern. „Unsere Innenverteidigung war nicht stabil. Es war daher notwendig, etwas zu tun“, rechtfertigte sich Magath für die Anhebung der Durchschnittsalters.

Unterschrieben ist der Vertrag mit Chris noch nicht, doch spätestens wenn Kjaers angestrebter Wechsel zum AS Rom perfekt ist, dürfte der Brasilianer, der wegen einer Bandscheiben-Operation seit Oktober 2010 nicht mehr gespielt hat, als Zugang bestätigt werden. Er wäre nach Patrick Ochs und Marco Russ der dritte Spieler in Wolfsburg, der mit der Eintracht aus der Bundesliga abgestiegen ist.

Abgesehen von der „Eintracht-Filiale VfL“ überraschen Magaths Transfers immer wieder. Für Aufsehen hatten zuvor schon die Verpflichtungen von zwei ebenfalls vertragslosen, älteren Spielern gesorgt. Vor der Saison kam der bisherige Turiner Hasan Salihamidzic (34) und erst vergangene Woche Thomas Hitzlsperger (29), der mit Aston Villa aus der Premier League abgestiegen war. Beide Routiniers sind unter Magath auf Anhieb Stammspieler.

Bereits in Gladbach hatte die Startelf des VfL, dessen A-Jugend immerhin deutscher Meister ist, im Schnitt 27,1 Jahre auf dem Buckel. Ersetzt Kyrgiakos bereits im nächsten Spiel in Freiburg wie erwartet Kjaer, wären es gar 28 Jahre. Zum Vergleich: Die Gladbacher, die mit frischem Hurra-Stil unter Trainer Lucien Favre an die Tabellenspitze stürmten, waren am Freitag im Schnitt drei Jahre jünger.

Wie schon bei seiner ersten Amtszeit in Wolfsburg und danach auf Schalke baut Magath zudem den ihm hinterlassenen Kader radikal um, obwohl er dies nach seiner Rückkehr zum VfL im Frühjahr noch ausgeschlossen hatte. Chris wäre bereits der zehnte Zugang. Weitere werden folgen. „Noch sind wir nicht vollständig“, versicherte Magath.

Dabei stehen bereits schon wieder 34 Spieler im Kader. Und dies, obwohl der VfL in diesem Jahr international nicht vertreten und im Pokal schon gescheitert ist. Zumindest dem VfL-Image als reichster Bundesliga-Club neben dem FC Bayern dank der VW-Millionen entsprechen die aktuellen Transfers aber nicht: Kyrgiakos, Cale und der designierte Zugang Chris sind ablösefrei. Weitere Millionen, diesmal für die Offensive, werden erst eingesetzt, wenn der ausgemusterte Diego wechselt und die aufgerufenen zehn Millionen Euro einbringt.