Schalke: Raúls Treue und fehlende Stabilität
Mainz (dpa) - Die Ungewissheit ist vom Tisch, die Unbeständigkeit bleibt. „Die Spekulationen der letzten Wochen hören endlich auf. Sie haben uns die Arbeit nicht erleichtert“, sagte Trainer Ralf Rangnick nach dem Treueschwur von Weltstar Raúl für den FC Schalke 04.
Doch die eklatanten Leistungsschwankungen wie beim 4:2 (0:2) nach großer Aufholjagd beim FSV Mainz 05 sind selbst für Rangnick rätselhaft. Die abgewendete Krise in der Fußball-Bundesliga macht die „Knappen“ aber mutig für das Play-Off-Rückspiel am 25. August in der Europa League. Gegen HJK Helsinki muss ein 0:2 aufgeholt werden.
Das Gesetz der Serie spricht dagegen. In den fünf Pflichtspielen national und international wechselten sich Siege und Niederlagen in steter Regelmäßigkeit ab. Jetzt kommt die sechste Partie. Die Schalker besitzen aber auch die Fähigkeit, innerhalb eines Spiels von einem Extrem ins andere zu fallen. Wie beim 5:1 gegen den 1. FC Köln leisteten sie sich in Mainz eine schwache Halbzeit. Lethargisch und ohne Emotionen war der Auftritt, dem auch der „Königliche“ Raúl aus Madrid keinen Glanz verlieh. „Wir müssen dahin kommen, dass wir uns das Leben nicht selbst schwermachen“, sagte Manager Horst Heldt.
„Wir wollten nicht noch einmal das Gefühl wie beim 0:2 in Helsinki haben“, versuchte der Ex-Mainzer Lewis Holtby den eindrucksvollen wie überraschenden Leistungssprung zu erklären. „Wir haben uns eingeschworen und waren uns einig, dass jeder für jeden fightet“, ergänzte Kapitän Benedikt Höwedes (64. Minute), der neben Klaas-Jan Huntelaar (57.), Joel Matip (82.) und Christian Fuchs (90.) für den Treffersegen nach der Mainzer Führung durch Andreas Ivanschitz (7.) und Elkin Soto (12.) gesorgt hatte.
„Das war gut für die Moral“, sagte Heldt. „Klare Worte“ des Trainers seien in der Halbzeit gefallen. „Das hört sich so an, als habe ich vor dem Spiel nicht die richtigen Worte gefunden. Das stimmt sicher nicht“, meinte Rangnick, der mit der Einwechslung des lange verletzten Jefferson Farfan das richtige Händchen bewies. Auch wenn der Peruaner noch nicht bereit für 90 Minuten ist, kann er gegen Helsinki mit seiner Dynamik ein entscheidender Faktor für das Erreichen der Gruppenphase in der Europa League sein.
Internationale Auftritte sind auch für einen wie Raúl, den besten Torschützen der Champions League, das Salz in der Suppe. „Gemeinsam das Beste für Schalke erreichen“ will der 34 Jahre alte Großverdiener, dem Rangnick auch nach seiner „Liebeserklärung“ keine Extrawürste braten will. Er sei ein Teil der Mannschaft, nicht mehr, nicht weniger. Gegen künftige Irritationen sei man gewappnet. „Wir haben verabredet, dass wir uns regelmäßig austauschen, auch dann, wenn nichts Besonderes ansteht“, erklärte Rangnick.
Gesprächsbedarf über die Europa League gibt es in Mainz nach dem K.o. in der Qualifikation nicht mehr. Dafür liefert der Matchplan gegen Schalke von Coach Thomas Tuchel Diskussionsstoff. „Ich habe einige Signale falsch gedeutet. Ich habe die falschen Schlüsse gezogen“, sagte Tuchel. Warum seine Mannschaft nach der 2:0-Führung derart kräftemäßig einbrach, bleibt für ihn ein Rätsel. „Unsere Akkus waren nicht voll, eine Erklärung dafür habe ich nicht.“