Mainz 05: Heimkrise überwunden - Wieder Zuversicht
Mainz (dpa) - Glaube versetzt Berge. 89 Tage der Erfolglosigkeit in der Fußball-Bundesliga hat der FSV Mainz 05 in mitreißender Manier weggewischt. „Wir haben immer gewusst, dass wir uns das Selbstvertrauen nicht haben nehmen lassen“, sagte Niko Bungert nach dem 3:1 (0:0) gegen den VfB Stuttgart.
„Wir brauchten mal so einen dreckigen Sieg“, meinte Andreas Ivanschitz, der trotz des ersten Sieges nach neun vergeblichen Anläufen mit fünf Heimpleiten am Stück realistisch blieb: „Hier lügt sich keiner was vor. Wir sind weiter im Abstiegskampf.“
In der hitzigen Atmosphäre, in der Eugen Polanski mit Rot vom Feld musste (83.), blieb Thomas Tuchel ungewohnt ruhig. „Es gab auch davor Spiele, in denen ich ähnlich ruhig war. Das Bild von mir ist überzeichnet“, meinte der 38-jährige 05-Coach. „Der Thomas soll so bleiben, wie er ist. Wir lassen uns in Mainz die Emotionen nicht verbieten“, sagte Heidel und stützte seinen diesmal handzahmen Trainer. Er warnte aber davor, den Sieg zu hoch zu hängen. „Wenn wir nach der Länderspielpause in Köln verlieren, war es kein Befreiungsschlag.“
Von den Darbietungen seines Teams war Tuchel nicht hellauf begeistert. „Ich hätte gern mehr Ball- und Spielkontrolle gesehen, wir haben uns zu sehr auf den Schlagabtausch eingelassen. Wir hatten nicht die gute Raumaufteilung wie in den letzten Wochen. Ich hätte es gern ein wenig ruhiger gehabt“, kritisierte der Trainer. Die Einstellung seiner Profis gefiel ihm dagegen: „Es war schon in der Kabine zu spüren. Die Spieler haben sich selbst auf ein neues Niveau gehoben. Sie wollten auf Biegen und Brechen diesen Sieg.“
Nach Cacaus Führung (50. Minute) drehten Anthony Ujah mit seinen beiden Premierentoren im Mainzer Dress (53., 69.) und Ivanschitz (60., Foulelfmeter) die Partie. „Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet. Ich wusste, ich kriege meine Chance, wenn ich hart dafür arbeite“, jubelte Ujah. Der 21-jährige Nigerianer, für 2,5 Millionen Euro aus Norwegen an den Rhein gewechselt, hatte sein drittes Erfolgserlebnis, als er zum typischen „Humba“ auf den Fanzaun musste. „Ich wusste gar nicht, was ich da sollte. Das muss ich noch lernen. Mein Deutsch ist nicht gut“, gab Ujah zu und lächelte.
Die Stuttgarter ärgerten sich über den verpassten Sprung auf Tabellenplatz zwei. In Schiedsrichter Guido Winkmann (Kerken) war der Sünder gefunden. „Wir haben von Beginn an gegen zwölf Mann gespielt“, schimpfte Trainer Bruno Labbadia. Ein unberechtigter Foulelfmeter habe den VfB aus dem Tritt gebracht. „Der Strafstoß war ein Witz“, grantelte Sportdirektor Fredi Bobic. Der meckernde Maza sah nach Spielschluss noch die Gelb-Rot Karte. „Auf den Bericht von Winkmann bin ich gespannt. Er hat nichts gesagt, ich stand daneben“, versicherte Labbadia.
Seine Spieler blieben nach der Niederlage realistischer. „Wir haben unser Teil dazu beigetragen. Wir taugen gut als Aufbaugegner“, meinte Martin Harnik. „Wir dürfen die Schuld nicht beim Schiedsrichter suchen. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen“, ergänzte VfB-Kapitän Cacau.