Mainz schürt Europacup-Visionen
Mainz (dpa) - Dank seiner neuen Klasse aus Fernost etabliert sich der FSV Mainz 05 in der Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga. Platz sieben mit 30 Punkten nach 19 Spieltagen sind beeindruckende Zahlen, die finanzkräftigere Konkurrenz muss auf der Hut sein.
Die Fans skandieren bereits „Europapokal“, die Spieler baden in der Euphorie. „Das war meine erste Humba, aber ich hoffe, dass wir das noch oft singen“, sagte Ja-Cheol Koo, nachdem er am Samstag auf der Fantribüne mit Megafon den traditionellen Jubelchor angeführt hatte. Zuvor hatte er bei seinem zweiten Kurzeinsatz mit einem Traumtor (86. Minute) zum 2:0 (1:0)-Sieg die Entscheidung gegen den SC Freiburg herbeigeführt.
„Die Fans dürfen träumen, ich bin da nicht die Spaßbremse“, sagte 05-Trainer Thomas Tuchel. Er und Manager Christian Heidel arbeiten in aller Ruhe, den im unteren Mittelfeld der Finanztabelle angesiedelten Club langfristig in der oberen Hälfte der Bundesliga zu etablieren. Gedanken ans internationale Geschäft verbieten sich aber. Selbst wenn das Duo alles richtig macht, bleiben Platzierungen im ersten Drittel die Ausnahme. Aber - das zumindest betont Tuchel - man sei in einer Phase, in der man sich zutraue, mehr Spiele zu gewinnen.
Im fünften Jahr unter Tuchel sind die Mainzer auch in der Lage, anspruchsvolle Transfers wie den des Südkoreaners Koo zu stemmen. Der mit fünf Millionen Euro Ablöse teuerste Einkauf der Vereinshistorie bleibt nach asiatischer Art bescheiden: „Ich brauche natürlich noch Zeit, aber es läuft gut mit der Mannschaft. Ich bin sehr glücklich, das erste Tor für die Mannschaft geschossen zu haben.“
Die Herzen seiner Teamkollegen hat der 24 Jahre alte Kapitän der Auswahl seines Heimatlandes im Sturm erobert. „Er ist ein Supertyp und hat sich sofort integriert. Man hat gesehen, was für eine Qualität er hat“, sagte Johannes Geis. „Er ist eine Waffe“, ergänzte der als eigentlich zurückhaltend geltende Abwehrchef Nikolce Noveski.
In Landsmann Joo-Ho Park, der den dritten Sieg in Serie mit seinem ersten Bundesliga-Tor nach 24 Minuten eingeleitet hatte, und dem japanischen Torjäger Shinji Okazaki sind zwei Spieler an seiner Seite, die die Integration noch beschleunigen. Das Trio soll dem Club den Weg auf den asiatischen Markt und zu mehr Einnahmen ebnen. „Gerade Koo und Park sind in ihrer Heimat sehr beliebt. Das bietet ungeheure Vermarktungschancen, vor allem wenn sie noch gute Spiele bei der WM machen“, betonte Harald Strutz.
Der Vereinsboss stellt die gestiegene Qualität im Kader heraus. „Wir haben sieben Nationalspieler, die bei der WM dabei sein können. Das können nicht viele vorweisen“, erklärte der Jurist stolz. Neben Koo, Park und Okazaki wollen Eric Maxim Choupo-Moting (Kamerun), Junior Diaz (Costa Rica), Elkin Soto (Kolumbien) und der von Lokomotive Moskau an den Rhein gewechselte Torhüter Dario Kresic (Kroatien) über die Bundesliga auf den WM-Zug aufspringen.
„Wir wissen, was Leistung bedeutet - und dass wir es momentan Woche für Woche abrufen, ist eine echte Qualität“, sagte Tuchel. Verborgen blieb dem 40-Jährigen nicht, dass sein Team gegen schwache Freiburger lange zu wenig Druck ausübte. Im nächsten Auswärtsspiel beim punktgleichen Werksclub VfL Wolfsburg wartet ein anderer Härtetest - für Koo eine spezielle Aufgabe bei seinem Ex-Club.
Beim SC Freiburg ist nach der schwachen Leistung in Mainz dagegen die Tristesse zurück. „Es hat nicht ausgereicht, weil wir individuell und im Zweikampfbereich zu wenig gezeigt haben“, bekannte ein frustrierter Trainer Christian Streich. „Uns hat ein Stück Leidenschaft gefehlt“, bekannte der eingewechselte Felix Klaus.