Mainz vertraut auf Schmidt als Retter
Mainz (dpa) - Heiser und voller Leidenschaft verkündete der neue Mainzer Hoffnungsträger Martin Schmidt die Rückkehr zur Philosophie von Thomas Tuchel und Jürgen Klopp.
„Ich will aufwühlen, auffrischen, emotionalisieren. Zügellos und mit Vollgas geht es ins Spiel. Das Team kann das“, erklärte der Nachfolger des mit sofortiger Wirkung freigestellten Kasper Hjulmand sein Rettungsprogramm für den abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten. Nach dem bedrohlichen Abwärtstrend der vergangenen Monate hatten die Mainzer genug vom braven Hjulmand. Sie wollen mit dem bisherigen Nachwuchscoach Schmidt zurück auf den einstigen Mainzer Erfolgsweg.
„Ich lebe die Mainzer Philosophie. Ich bring das Feuer zurück“, versprach der 47 Jahre alte Schweizer, der einst auf Tuchels Empfehlung die U23 der Rheinhessen übernahm und von diesem stark beeinflusst wurde. „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich mich nicht von der Mainzer Art des Fußballs angesprochen gefühlt hätte. Wenn ich nicht dran glauben würde, wäre ich nicht solange hier“, betonte Schmidt. „Aber ich bin eigenständig, habe selbst Ideen.“
Das Derby am Samstag gegen Eintracht Frankfurt sei genau die richtige Partie für sein Debüt. Bis dahin will er die Verkrampfung lösen und bei seinen Spielern zusammen mit seinem Assistenten Bo Svensson die Sinne schärfen für einen emotionalen 05-Fußball, der unter Hjulmand verloren ging. Die Clubführung habe das Gefühl gehabt, dass für die verbleibenden 13 Saisonspiele im Abstiegskampf ein Wechsel nötig gewesen sei, „weil jetzt andere Dinge gefordert sind“, sagte Manager Christian Heidel.
Noch in dieser Woche will Schmidt mit dem Team Ziele verabreden. Als Tabellen-14. liegt der FSV nur einen Punkt vor einem direkten Abstiegsplatz. „Er genießt unser vollstes Vertrauen. Der Wechsel war keine Panikreaktion“, erklärte Heidel. Der Manager betonte, der geschasste Hjulmand sei ein sehr guter Trainer, doch Abstiegskampf traute man dem Dänen nicht zu.
Sein Nachfolger kam über einige Umwege in die Bundesliga. In Schmidts Jugend waren schnelle Autos sein Metier. Er lernte Automechaniker, arbeite sogar im Deutschen Tourenwagen Masters. Er machte sich mit einer Tuning-Firma selbstständig, um dann eine Bekleidungsfirma in seiner Heimat aufzubauen.
Ein großer Kicker war er nicht, es reichte für die zweite Schweizer Liga. Sieben Kreuzbandrisse, zahlreiche Bänderverletzungen und Beinbrüche hemmten die Entwicklung. Also wechselte Schmidt ins Trainerfach und lernte als Nachwuchscoach des FC Thun Tuchel kennen. 2010 lotste der Mainzer Ex-Coach Schmidt zu den 05ern.
„Jede Entscheidung in meinem Leben habe ich mit großer Leidenschaft getroffen“, erklärte Schmidt. Der Teamgedanke ist für ihn ausschlaggebend, im Sport und im Geschäftsleben. „Der Trainer ist der Motor des Vereins. Er braucht zur Höchstleistung aber Getriebe, Antriebswelle und rotes Chassis“, sagte Schmidt.
Die Trennung von Hjulmand und seinen Assistenten Keld Bordinggaard und Flemming Pedersen wird nicht billig für die Mainzer. Das Trio steht bis zum 30. Juni 2017 unter Vertrag. Die bei den 05ern beliebte interne Lösung ist kostengünstig. Schon nach der freiwilligen Demission von Tuchel war Schmidt 2014 im Gespräch gewesen. Heidel entschied sich damals gegen den Schweizer. Jetzt braucht er ihn als Retter.