Mölders macht's Hoffenheim vor - Müller zweifelt
Augsburg (dpa) - Augsburgs Vorzeige-Abstiegskämpfer Sascha Mölders beeindruckte mit seiner Leidensfähigkeit sogar die deprimierten Hoffenheimer. Trotz blutiger Nase philosophierte der schwäbische Stürmer noch eine halbe Stunde nach dem 2:1 im Kellerduell über den Wert des Sieges.
Die Kraichgauer waren da längst frisch geduscht. Durchgestylt schritten sie an ihm vorbei - und blickten den Spieler des Tages mit großen Augen an. Allein der Frontmann des FC Augsburg verkörperte alles, was der teuer zusammengekauften Millionentruppe aus dem Kraichgau fehlte: Ein großes Kämpferherz, Leidenschaft, unbändigen Willen. „Mölders hatte mehr Aktionen als meine drei Offensivspieler zusammen - das ist einfach sehr ernüchternd“, klagte Hoffenheims Trainer Marco Kurz. Der Mölders-Effekt ging den Gästen tatsächlich total ab. Die Quittung war, dass Augsburg im Kampf um den Relegationsplatz in der Bundesliga an der TSG vorbeigezogen ist - und nun optimistischer sein darf.
Manager Andreas Müller brach am Sonntag den Stab über seine Mannschaft. „Es ist sicherlich so, dass wir sehr talentierte Spieler haben. Aber wo ich große Zweifel habe, ist der Charakter der Mannschaft“, sagte der 50-Jährige in der Sendung „Doppelpass“ von Sport1. „Das ist von heute auf morgen nicht aus der Mannschaft herauszukriegen.“ Die Niederlage, so Müller, sei eine „wahnsinnige Enttäuschung. Es war schlichtweg eine Katastrophe, wie sich die Mannschaft präsentiert hat“, ergänzte er vor dem nächsten Heimspiel am Sonntag ausgerechnet gegen den FC Bayern München.
„Wir waren besser, vom Kämpferischen und vom Läuferischen her. Wir haben denen gezeigt, was Abstiegskampf bedeutet“, erkannte Mölders. Was die Hoffenheimer am Samstag hingegen boten, war nicht eine Minute lang erstligatauglich - das wusste auch Coach Kurz: „Die Augsburger waren wuchtiger, entschlossener, herzhafter. Bei uns stand keine Mannschaft auf dem Feld. Da tritt man das ganze Vertrauen mit Füßen.“
Verteidiger Jannik Vestergaard setzte noch einen drauf: „Das ist nicht ärgerlich - das ist dumm und fahrlässig, dass wir nicht mit der Bereitschaft reingehen, uns komplett reinzuhauen und zu quälen“, urteilte der 20-Jährige mit betroffenem Blick. Um seine Fassung rang auch Müller - mal wieder. „Jeder Satz, den man jetzt sagt, klingt so ein bisschen nach Durchhalteparole“, bilanzierte er. „Aber das ganze Reden hilft ja alles nichts. Vielleicht muss die Situation jetzt so sein, dass der letzte es auch schnallt.“
Mit großem Einsatz erarbeiteten sich die Augsburger den ersten Heimerfolg seit dem 5. Oktober 2012 und einen Zwei-Punkte-Vorsprung auf Hoffenheim. Die moralische Wirkung aber ist noch größer. „Es gibt keinen Ersatz für Siege“, betonte Sportchef Stefan Reuter. Auch Verteidiger Jan-Ingwer Callsen-Bracker war nach FCA-Toren von Dong Won Ji (45. Minute) und Mölders (79.) sowie Igor de Camargos spätem Gegentreffer (90./+2) frohen Mutes: „Jetzt haben wir's in der eigenen Hand, die Relegation zu erreichen und die Klasse zu halten.“
Vor allem dank Vorkämpfer Mölders. Nach einem üblen Zusammenprall ließ er sich ein Pflaster auf die lädierte Nase kleben, kämpfte unerschütterlich weiter, setzte zu Kopfbällen an und traf gar zum 2:0. „Seine Körpersprache war sensationell. Ich hab' ihn gefragt, was mit seiner Nase los ist. Er meinte nur, das interessiert ihn nicht“, berichtete Callsen-Bracker. Der 27-Jährige selbst erklärte, „nicht eine Sekunde“ an eine Auswechslung gedacht zu haben - „ich habe ja schließlich was an der Nase und nicht an den Füßen“.
Für den Langzeitverletzten der Hinrunde war es im 13. Saisonspiel schon der neunte Treffer - Mölders ist ein Garant dafür, dass der FCA noch Chancen auf den Ligaverbleib hat. „Wir wollen drinbleiben, demzufolge müssen die Konkurrenten absteigen“, lästerte Mölders in Richtung Hoffenheim und Greuther Fürth. „Wir werden sehen, wie viel Schwung das gibt. Aber mit jedem Sieg wächst unser Selbstvertrauen“, hob Callsen-Bracker hervor. Es klang wie ein Versprechen.