Okazaki lässt Mainzer Sonne wieder aufgehen

Mainz (dpa) - Das hatte Shinji Okazaki noch nicht erlebt. Fast verschüchtert saß der Mann aus dem Land der aufgehenden Sonne nach dem 2:0 (1:0) des FSV Mainz 05 in der Fußball-Bundesliga gegen Eintracht Braunschweig auf dem Fan-Zaun und sollte den Jubelgesang „Humba“ anstimmen.

Mehr schlecht als recht überstand der Japaner diese Premiere mit den begeisterten Anhängern. „Ich habe mich sehr gefreut, dass die Fans mich auf den Zaun gerufen haben. Ich war in den letzten Wochen weit weg von einem Tor. Die Fans haben sich schon gefragt, was ich mache. Als Stürmer gekommen und nur ein Tor. Umso schöner war es, dass ich heute getroffen habe“, sagte der Japaner, der die Mainzer Sonne wieder strahlen ließ.

Seine Saisontreffer zwei und drei (8./68. Minute) beendeten die seit sechs Spieltagen anhaltende Negativserie und waren für seinen Trainer Thomas Tuchel Bestätigung der Einkaufspolitik. „Wenn ein Stammspieler Japans im WM-Jahr bei uns spielt, ist das etwas Besonderes. Ich bin überzeugt, dass er viel für uns treffen wird“, hatte der 40-Jährige zu Saisonbeginn gesagt. Vielleicht ist nun der Knoten geplatzt bei dem kleinen Stürmer. Präsident Harald Strutz bot jedenfalls schon Hilfe an, falls Okazaki demnächst öfter auf den Zaun muss. „Das muss er noch ein bisschen üben. Vielleicht müssen wir ihm mit japanischen Schriftzeichen ein bisschen helfen“, meinte der Jurist.

Gleich zu Saisonbeginn hatte der 27-Jährige beim Sieg gegen seinen Ex-Verein VfB Stuttgart sein erstes Tor für den neuen Club erzielt. Danach lahmte Okazaki. Wenig Urlaub wegen der Teilnahme Japans am Confed-Cup in Brasilien, dazu im Saisonverlauf weite Reisen zu den Länderspielen des WM-Teilnehmers kosteten Kraft und Konzentration. Okazaki rannte seiner Form wie viele der Mainzer Profis hinterher. Tuchel hielt aber immer an seinem Wunschspieler fest. „Wir wissen, was wir an ihm haben“, erklärte der 05-Coach.

Der 40-Jährige warnte, nach dem vierten Saisonsieg wieder alles rosarot zu sehen. „Es wurde höchste Zeit. Jeder weiß ja, welche Szenarien sich hätten entwickeln können, wenn wir wieder nicht gewonnen hätten. Dass wir besser spielen können, steht außer Frage. Wir haben nur den ersten Teil einer Doppelaufgabe erledigt. Nächste Woche müssen wir diesen Sieg in Augsburg versilbern. Deshalb gibt es jetzt kein Durchatmen und auch kein Zurücklehnen“, sagte der 05-Trainer.

Die Mainzer tun gut daran, den Erfolg gegen den Tabellenletzten in einer insgesamt mäßigen Partie nicht zu hoch zu hängen. Dem Neuling aus Braunschweig, der zuletzt mit dem Sieg in Wolfsburg und dem unglücklichen 2:3 gegen Schalke 04 überzeugt hatte, fehlten merklich die Mittel, die solide Mainzer Abwehr ins Wanken zu bringen. „Wir hatten die starke Anfangsphase der 05er in unserer Spielersitzung extra angesprochen. Und wenn du dann trotzdem so früh in Rückstand gerätst, dann ist das schon ein Stück Naivität. Insgesamt haben wir einen ordentlichen Auswärtsauftritt gezeigt“, meinte Trainer Torsten Lieberknecht, der zwischen 1995 und 2002 für Mainz in der 2. Liga gekickt hatte.