Geschlauchte Bayern schnaufen durch

München (dpa) - Der Akku war leer. Entsprechend froh waren die Spieler des FC Bayern nach dem Kraftakt gegen eine imponierend auftretende Hertha aus Berlin, dass sie endlich mal einer stressfreien Arbeitswoche ohne Champions League, Länderspiel, Reisen und Hotelaufenthalte entgegenblicken konnten.

Trainer Pep Guardiola belohnte seine Dauerleister nach dem mühsamen 3:2 spontan mit einem freien Sonntag für die auf Reserve verteidigte Tabellenführung. „Die Spieler brauchen Ruhe. Unsere Beine haben nicht gut funktioniert heute“, erläuterte der Spanier.

Philipp Lahm dankte dem Coach im Namen der Mannschaft: „Schön, dass man jetzt mal den Kopf frei kriegt. Man hat die Müdigkeit bei uns gesehen, auch vom Kopf her. Gerade die Nationalspieler haben ein straffes Programm, das zehrt“, sagte der Kapitän. Die Diskrepanz zwischen dem 5:0-Spaßfußball nur drei Tage zuvor in der Königsklasse gegen Viktoria Pilsen und dem Arbeitssieg im Liga-Alltag konnte Lahm einfach begründen: „Pilsen und Hertha - das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht!“

Das sahen alle Münchner so. Statt Eigenlob hagelte es Komplimente für das von Hertha-Trainer Jos Luhukay glänzend eingestellte Überraschungsteam. „Das war in dieser Saison der schwierigste Gegner für uns in der Allianz Arena“, sagte Torwart Manuel Neuer. „Hertha hat sehr giftig gespielt, Kompliment“, meinte Thomas Müller. „Hertha hat sehr gut gespielt, ist sehr viel gelaufen, es war schwierig für uns“, bekannte auch Franck Ribéry, der persönlich in der Bundesliga zum 39. Mal nacheinander ungeschlagen blieb und damit den 30 Jahre alten Rekord von Holger Hieronymus (HSV/38 Spiele) übertraf.

Es passte ins Bild, dass ausgerechnet der Kräfteverschleiß den Bayern sogar zum Sieg verhalf. Denn als Toni Kroos und Arjen Robben frühzeitig mit Leistenproblemen das Feld verlassen mussten, wechselte Guardiola beim Stand von 0:1 durch den starken Adrian Ramos (4. Minute) mit dem doppelten „Super-Mario“ den Sieg ein.

Mit Köpfchen sorgten Mario Mandzukic (30./51.) und Mario Götze (54.) für die Wende beim 35. aufeinanderfolgenden Ligaspiel der Bayern ohne Niederlage. „Es waren zwei hervorragende Einwechslungen, die das Spiel entschieden haben“, gestand Hertha-Coach Luhukay: „Als Mandzukic und Götze kamen, haben wir die Sicherheit verloren.“

Hertha-Torwart Thomas Kraft machte bei allen drei Toren eine unglückliche Figur, sogar der nur 1,76 große Götze konnte ihn mit einem Kopfball-Aufsetzer überwinden. „Viel Druck hatte der Ball nicht“, bemerkte der Nationalspieler lächelnd: „Ich glaube, das war mein zweites Kopfballtor.“ Beim fast 1,90 Meter messenden Mandzukic konnte die Lufthoheit im Berliner Strafraum dagegen nicht überraschen. „Mario ist der beste Spieler der Welt im Sechzehner mit dem Kopf“, sagte Guardiola über den Kroaten, der nachwies, dass dem Bayern-Spiel ein klassischer Mittelstürmer weiterhin gut tut.

Herthas Courage in der Bayern-Festung Allianz Arena wurde nicht belohnt, es reichte nur noch zum 2:3-Anschlusstreffer durch Änis Ben-Hatira (58.) und viel Lob - auch Eigenlob. „Wir haben nicht den Fehler gemacht, uns hier wie andere Mannschaften hinten reinzustellen und es geschehen zu lassen“, bemerkte der Ex-Münchner Kraft. Statt Punkte nahm Trainer Luhukay eine wertvolle Erkenntnis mit auf den Heimweg: „Wir sind auf einem guten Weg, uns in der Bundesliga zu etablieren.“