BVB feiert Derbysieg ausgelassen - Klopp: Harte Arbeit
Gelsenkirchen (dpa) - Der von Ausschreitungen und Randale überschattete Derbysieg verschafft Borussia Dortmund Genugtuung und Schalke 04 eine ernüchternde Erkenntnis.
„Vielleicht müssen wir einsehen, dass uns noch ein Stück fehlt zu den oberen Mannschaften. Das ärgert uns, aber wir müssen es als Momentaufnahme akzeptieren“, befand Schalkes Kapitän Benedikt Höwedes nach dem bitteren 1:3 (0:1) gegen den Erzrivalen, gegen den sein Team in beiden Bundesliga-Duellen der Vorsaison noch triumphiert hatte.
Die Pleite am Samstag war zwar keine Demontage, aber verdient war sie allemal. Weil der BVB reifer ist in seiner Spielanlage, mehr läuft und schneller kombiniert. „Es war brutal harte Arbeit für alle. Die Spieler mussten mit sich selber und dem Gegner kämpfen“, gestand Jürgen Klopp dennoch. Da auch der BVB-Coach sichtlich geschafft war nach dem „superintensiven Spiel“, fiel dessen Analyse eher nüchtern als überschwänglich aus. „3:1 hier zu gewinnen ist außergewöhnlich. Aber Schalke hat uns Probleme bereitet. Es war eng, so wie ein Derby sein muss. Dementsprechend zufrieden sind wir.“
Ungeachtet der beschämenden Begleitumstände mit verspätetem Spielbeginn sowie Randale, Vandalismus und Zündeleien von Dortmunder Chaoten, deren Verhalten beim 143. Nachbarduell von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke als „asoziales Verhalten“ gegeißelt wurde, sendete der BVB noch aus der Kabine per Twitter Jubelbilder der feiernden Profis. „Ein Derbysieg ist immer etwas ganz Besonderes, auch noch nach so vielen Jahren“, schwärmte Roman Weidenfeller.
Der Borussen-Torwart hatte mit dem gegen Ex-Mitspieler Kevin-Prince Boateng gehaltenen Elfmeter (30.) großen Anteil am ersehnten Erfolg. Schließlich hätte die Partie nach Pierre-Emerick Aubameyangs früher Führung (14.) womöglich mit dem 1:1-Ausgleich einen anderen Verlauf genommen. Doch Schalkes Mittelfeldstar scheiterte am gut reagierenden Weidenfeller, der seine gelungene Parade auch auf gemeinsame Trainingseinheiten zurückführte. „Es ist immer schwer, gegen einen Schützen anzutreten, mit dem man mal zusammen gespielt hat. Man kennt sich aus dem Training, wir haben auch oft Elfmeter geübt. Davon habe ich profitiert“, sagte Weidenfeller, der vier seiner letzten acht Strafstöße entschärfte.
Es war eine Schlüsselszene, und mit dem herrlichen 2:0 von Nuri Sahin (51.) kurz nach der Pause schien alles gelaufen. Doch Schalke bäumte sich auf und kam durch seinen derzeit Besten zurück, der zuvor eine Stunde auf der Bank schmorte. Der Kurzauftritt des 18 Jahre alten Max Meyer, der mit dem Anschlusstor (63.) nochmal für Spannung sorgte, nötigte selbst Klopp Respekt ab. „Die Einwechslung von Meyer hat sehr gut gezogen, er hat richtig Betrieb gemacht und sich intelligent zwischen den Ketten bewegt“, lobte Klopp.
Erlöst wurde er erst durch den klug ausgespielten Konter über den überragenden Henrich Mchitarjan, den der eingewechselte Jakub Blaszczykowski (74.) eiskalt abschloss. „Das war eine harte Woche mit drei wichtigen Spielen. Der Derbysieg ist toll, so müssen wir weitermachen“, sagte Mchitarjan. Mit dem prestigeträchtigen dritten Erfolg binnen sieben Tagen zementierte der Ex-Meister seine Rolle als Hauptverfolger des FC Bayern und vergrößerte den Vorsprung auf den Gelsenkirchener Möchtegern-Rivalen auf elf Punkte.
Die verletzungsgebeutelten Knappen müssen einsehen, dass die ersten drei Plätze in dieser Spielzeit für sie wohl unerreichbar bleiben. Hinter den Bayern (26 Punkte), BVB und Bayer Leverkusen (je 25) klafft bereits eine erhebliche Lücke, die kaum mehr zu schließen ist. „Es geht für uns um Platz vier. Die anderen sind enteilt“, sagte Horst Heldt realistisch. Allerdings sträubte sich Schalkes Manager, auch den BVB zu den Teams zu zählen, die qualitätsmäßig „meilenweit entfernt“ sind. Da nannte Heldt nur die Bayern und Chelsea, gegen die man am Dienstag mit 0:3 unterlegen war. „Die haben ganz andere Voraussetzungen. Selbstverständlich ist da ein Qualitätsunterschied“, sagte Heldt, der sich dann immerhin zu einer Tatsachenfeststellung durchrang: „Dortmund war in den vergangenen Jahren erfolgreicher als wir.“ Und es scheint, als solle sich daran so schnell nichts ändern.