Hannover 96 vermutet Hoffenheim-Bonus

Hannover (dpa) - Ein vermeintlicher Hoffenheim-Bonus bei Schiedsrichter Tobias Stieler hat Hannover 96 in Rage versetzt. Spieler, Trainer, Verantwortliche und 45 000 wütende Zuschauer fühlten sich nachträglich als Opfer des Phantomtors.

„Ich hatte das Gefühl, dass man es mit Hoffenheim besonders gut meinen musste“, schimpfte 96-Manager Dirk Dufner nach der deftigen 1:4 (0:2)-Pleite des undisziplinierten 96-Teams gegen erstaunlich gelassene Hoffenheimer.

Ein Foulelfmeter, zwei Platzverweise und fünf Gelbe Karten standen nach dem Abpfiff einer hitzigen Partie zu Buche. Das Wort „Skandal“, das Dufner in der Halbzeit benutzt hatte, nahm er nach Spielschluss ausdrücklich zurück. 96-Trainer Slomka sprach von „vehementen Fehlentscheidungen“ und erinnerte ebenfalls an die Ereignisse am vergangenen Spieltag, die jeder Unparteiische im Hinterkopf habe.

„Ich hatte das Gefühl, dass der Schiedsrichter schon eine gewisse Nervosität an den Tag gelegt hat und ein wenig unter Druck stand, wie wahrscheinlich alle nach dem letzten Wochenende. Das konnten wir sehr deutlich zu spüren bekommen“, erklärte Coach Slomka. „Wir sind nicht bevorzugt worden“, sagte hingegen Hoffenheims Trainer Markus Gisdol. Sein Team konnte vor dem Gang zum DFB-Sportgericht an diesem Montag auf dem Platz Plus- und Sympathiepunkte sammeln.

Ganz so falsch lag der Referee mit seinen Pfiffen nicht. Der Foulelfmeter, den Sejad Salihovic (10. Minute) zur Hoffenheimer Führung verwandelte, war berechtigt. Sehr umstritten war aber die Gelb-Rote-Karte gegen 96-Stürmer Mame Diouf wegen einer angeblichen Schwalbe zwei Minuten später. „Eine klare Fehlentscheidung“, schimpfte Slomka über die schnellste Ampel-Karte in der Bundesliga. „Man kann klar erkennen, dass Gelb-Rot in der Situation Wahnsinn ist“, unterstützte ihn Manager Dufner.

Gegen einen dezimierten und übermotivierten Gegner erzielten Kai Herdling (18.) und der überragende Roberto Firmino (62./64) die restlichen Hoffenheimer Tore. Für Hannover 96 traf nur Salif Sane (56.), zudem sah Innenverteidiger Marcelo (64.) die Rote Karte wegen Schiedsrichterbeleidigung. „Das war ein Desaster für uns“, sagte 96-Profi Leon Andreasen. Die Niedersachsen fielen durch die erste Heimniederlage in der Tabelle hinter Hoffenheim zurück.

Trainer Slomka, der an der Linie wenig zur Beruhigung der Gemüter beigetragen hatte, gab selbstkritisch zu: „Wir haben das nicht gut gemacht. Wir waren zu leidenschaftlich dabei.“ Kollege Gisdol war froh, dass seine Mannschaft nach einer sehr aufregenden Woche so eine stabile Leistung zeigen konnte. Auch er erinnerte an das Phantomtor: „In unseren Spielen kommen immer wieder extreme Situationen vor. Es kann sein, dass wir deshalb so ruhiggeblieben sind.“