Personeller Wandel: VfB ohne Wahler und Kramny in 2. Liga
Stuttgart (dpa) - Der VfB Stuttgart treibt nach dem sportlichen Totalschaden mit hoher Geschwindigkeit den personellen Neuanfang an. Schon am Tag nach dem ersten Abstieg seit 41 Jahren zog Präsident Bernd Wahler die Konsequenzen und verkündete seinen sofortigen Rücktritt.
Auch Trainer Jürgen Kramny wird die Schwaben nicht in die 2. Fußball-Bundesliga begleiten, wie der Club mitteilte. Der ebenfalls umstrittene Sportvorstand Robin Dutt bleibt dagegen zumindest vorerst im Amt.
„Es ist noch immer unfassbar, wir sind abgestiegen. Dafür übernehme ich die Verantwortung“, wurde Wahler in einer Mitteilung des Clubs zitiert. „Wir haben hart gearbeitet, vieles verändert und gekämpft - es hat nicht gereicht.“ Der 57-Jährige habe sich nach Rücksprache mit dem Aufsichtsrat zu diesem Schritt entschieden. Kramnys Vertrag für die Lizenzspielermannschaft sei mit dem Abstieg beendet, sagte ein Clubsprecher.
„Ob und in welcher Form Jürgen Kramny nach der Sommerpause für den Verein tätig sein wird, wird in den kommenden Wochen entschieden“, hieß es in einer Erklärung. Demnach ist offen, ob Kramny als Trainer zur zweiten Mannschaft des VfB zurückkehrt, die von der dritten Liga in die Regionalliga abgestiegen ist. Ebenfalls unklar ist, wer sein Nachfolger als Cheftrainer wird und wer nun als Präsident auf Wahler folgen soll.
Bis spätestens Ende Mai soll ein Termin für eine ordentliche Mitgliederversammlung bekanntgegeben werden, auf der dann ein neuer Präsident gewählt wird. Dafür wird der Vorstand den Mitgliedern ein bis zwei Kandidaten vorschlagen. Auch die Mitglieder selbst können dem Aufsichtsrat mögliche Kandidaten vorschlagen. Wahler war seit Sommer 2013 VfB-Präsident.
„Über allem steht das Ziel, den VfB Stuttgart personell und strukturell, aber auch wirtschaftlich so auszurichten, dass der schnellstmögliche Wiederaufstieg gelingen kann“, heißt es in der Mitteilung weiter. Aufsichtsratsboss Martin Schäfer kündigte weitere Beratungen „über kurzfristig erforderliche Maßnahmen, aber auch über mittel- und langfristig notwendige Veränderungen“ an.
Als mögliche Kandidaten für den Neuanfang an der Seitenlinie waren zuletzt die Zweitliga-Trainer Alois Schwartz vom SV Sandhausen und Frank Schmidt vom 1. FC Heidenheim gehandelt worden. Beide hatten entsprechende Medienberichte aber dementiert. Auch der ehemalige Trainer von 1899 Hoffenheim, Markus Gisdol, gilt als Kandidat für den Cheftrainerposten in der kommenden Saison.
Nach dem 1:3 am Samstag beim VfL Wolfsburg war der Abstieg des VfB besiegelt. Weder Wahler noch Dutt hatten die von ihnen angekündigte sportliche Wende bei dem schwäbischen Traditionsclub einleiten können. Seit Jahren schon ging es für den VfB nur noch um den Klassenverbleib in der Bundesliga. In der Kritik standen auch Dutts personelle Entscheidungen. Weder mit dem von ihm geholten Trainer Alexander Zorniger noch mit seinem Nachfolger Kramny gelang der sportliche Aufschwung. Stattdessen folgte nun der negative Höhepunkt.
Dutt hatte sich unmittelbar im Anschluss an die Partie in Wolfsburg ebenfalls selbstkritisch gezeigt. „Auch meine Person muss hinterfragt werden. Ich muss erklären, was ich dazu beigetragen habe, dass wir heute in der 2. Liga stehen“, sagte er. Zumindest vorerst darf er bleiben, auch wenn die weiteren Beratungen des Aufsichtsrates noch abzuwarten sind.
Der sportliche Absturz des VfB hatte am Samstag den Höhepunkt eines fußballerischen Totalcrashs in Stuttgart markiert. Neben beiden VfB-Teams war mit den Stuttgarter Kickers auch das dritte Profi-Team der Stadt abgestiegen und muss kommende Saison in der Regionalliga spielen. „Das ist ein bitterer Tag für den Fußball in Stuttgart“, sagte Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) am Sonntag.