Rehhagel willkommen: „Brennt an beiden Enden“
Berlin (dpa) - Manch einer musste zweimal hinhören. Wer? Otto Rehhagel? Was? Er kommt zurück? „Ich konnte es eigentlich nicht so richtig glauben“, sagte der einstige Rehhagel-Schützling und aktuelle Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs.
„Wenn er so etwas annimmt, weiß er, was er macht“, betonte Bremens Trainer Thomas Schaaf: „Er ist alt genug.“ Dass Rehhagel mit 73 Jahren in die Fußball-Bundesliga zurückkehrt, hat vielerorts unter den Kollegen für Freude gesorgt.
„Auf mich macht er den Eindruck, dass er heiß auf die Aufgabe ist. Ich glaube, dass es kein schlechter Schachzug von Hertha ist“, kommentierte Nürnbergs Dieter Hecking das Kurzzeit-Engagement Rehhagels bis zum Saisonende in Berlin. „Er brennt an beiden Enden“, meinte Dortmunds Erfolgscoach Jürgen Klopp.
Gegen den BVB, den Rehhagel in seinem langen und mit Erfolgen gespickten Trainer-Curriculum auch aufführen kann, muss der gebürtige Essener mit der Hertha allerdings nicht mehr antreten. Wiedersehen wird es dennoch reichlich geben: Schon in zwei Wochen kommen Allofs und Schaaf mit dem SV Werder, den Rehhagel 14 Jahre lang trainierte, in die Hauptstadt.
Am 17. März heißt der Gegner im heimischen Olympiastadion FC Bayern München, Rehhagel arbeitete dort 1995/96. Am drittletzten Spieltag empfangen die Berliner den 1. FC Kaiserslautern, Rehhagels bis dahin letzte Bundesliga-Station. Am 1. Oktober 2000 hatte er das Engagement auf dem Betzenberg beendet. Am letzten Liga-Wochenende reist Ex-Rehhagel-Schützling Markus Babbel wieder nach Berlin. Sein Vorvorgänger im Traineramt bei der Hertha. Und der Bayer findet Rehhagels Comeback einfach „grandios“.
Doch warum tut sich Rehhagel das an? Der Verein steckt in akuter Abstiegsnot. Zwei Punkte trennen Hertha vom letzten Platz. Statt den Ruhestand zu genießen, stürzt sich Rehhagel in die Unruhe der Hauptstadt. Mit 73 Jahren. Lucien Favre, der die Hertha samt Umfeld aus eigener (auch leidvoller) Erfahrung bestens kennt, meinte: „Ob ich mit 73 noch Trainer sein werde? Nein, sicher nicht.“
Rehhagel schon. „Ich weiß, dass er ein Fußball-Besessener ist und drücke ihm die Daumen dafür, dass er trotz der vielen Umstellungen in diesem Geschäft den Erfolg hat, den er sich wünscht und nicht irgendwann die Kündigung von Hertha bekommt, weil es nicht funktioniert“, sagte sein einstiger Werder-Mitstreiter Willi Lemke in einem Interview der „Welt am Sonntag“.
Kritisch äußerte sich kein Trainer oder Offizieller öffentlich. Unter Hertha-Fans wird gleichwohl die Frage heiß diskutiert, ob Rehhagel nach so vielen Jahren Bundesliga-Abstinenz nicht auch ein (Rück-)Schritt in die Vergangenheit sein könnte.