122. Rheinisches Duell Veh vermisst die Derby-Leidenschaft
Köln · Der Sportchef des 1. FC Köln hätte sich für die Fans vom Team mehr Biss gewünscht. So suggeriert nur das Ergebnis ein enges Duell.
Irgendwie hatte sich die Derby-Niederlage des 1. FC Köln schon vor dem Anpfiff abgezeichnet. Es war jedenfalls kein gutes Omen, als mit Beginn der Vereins-Hymne "Mer stonn zo Dir FC Kölle" zwei Rasensprenger unplanmäßig ihre Hähne öffneten und so das über den gesamten Mittelkreis ausgebreitete Club-Wappen unter Wasser setzten. Nass gemacht wurden die Spieler von Trainer Achim Beierlorzer dann zumindest in der ersten Hälfte, von daher wollte trotz des knapp wirkenden 0:1 auch keiner von einem möglichen Punktgewinn fabulieren. "Diese Niederlage war verdient, wir haben kein gutes Spiel gemacht", meinte Beierlorzer.
Zwar lässt sich die 24. Niederlage im 45. Bundesliga-Heimspiel gegen den Angstgegner fast schon als unschöne Tradition abhaken. Doch das 89. Erstliga-Duell der beiden Rheinischen Rivalen offenbarte, dass es für den 1. FC Köln noch ein weiter Weg ist zurück zur festen Bundesliga-Größe. Dem Aufsteiger wurden von einem Europapokal-Teilnehmer die Defizite offengelegt. Es fehlten Tempo, Ideen und Zweikampfstärke. "Wir haben sowohl die offensiven wie die defensiven Zweikämpfe verloren und sind dadurch dem Ball ständig nur hinterhergelaufen", erklärte Beierlorzer und Sportchef Armin Veh sagte: "Wir mussten zur Pause froh sein, nicht viel höher zurück zu liegen."
"Wir werden uns in München nicht verstecken"
Mittelfeldspieler Dominick Drexler sprach davon, Lehrgeld gezahlt zu haben. Doch die ungenügende Handlungsschnelligkeit, durch die kaum ein Zugriff auf den Gegner gelang und die der "Fohlenelf" immer wieder Räume öffnete, war Veh gar nicht mal der ganz große Dorn im Auge. Der 58-Jährige vermisste in diesem für die Fans so bedeutsamen Spiel vielmehr Leidenschaft und Biss. "Wir waren für dieses wichtige Derby nicht aggressiv genug. Unseren Fans hätte ich mir schon einen emotionaleren Auftritt von der Mannschaft gewünscht. Jetzt müssen sie sich ein halbes Jahr lang über diese Niederlage grämen", sagte Veh.
Ob es dann zu einem Erfolg im Borussia-Park langt, bleibt abzuwarten. Aus jedem Spiel werden die Akteure lernen, das Potenzial zum Klassenerhalt ist allemal vorhanden. Zumal der Spielplan den "Effzeh" auch nicht gerade begünstigt hat. Nach Wolfsburg, Dortmund und Gladbach geht es nun zu Meister München. "Das ist schon ein knackiges Auftaktprogramm", sagte Drexler, während Beierlorzer noch einmal daran erinnerte, wo der Verein gerade herkommt. "Im Vorjahr hätte diese Gegner doch jeder nur zu gerne in genau dieser Reihenfolge gespielt. Natürlich wird das in München eine große Herausforderung, aber deswegen werden wir uns dort nicht verstecken." Höchstens vor widerspenstigen Rasensprengern vielleicht.
Die Fakten im Überblick
- 1. FC Köln - Borussia Mönchengladbach 0:1 (0:1)
- Köln: Horn - Ehizibue, Bornauw, Czichos, Hector - Skhiri, Verstraete (ab 86. Kainz) - Schaub (ab 74. Risse), Drexler - Cordoba, Modeste (ab 74. Terodde)
- Mönchengladbach: Sommer - Lainer, Ginter, Elvedi, Bensebaini - Zakaria - Kramer (ab 83. Strobl), Neuhaus - Embolo - Thuram (ab 78. Bénes), Pléa (ab 86. Herrmann)
- Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach)
- Zuschauer: 50.000 (ausverkauft)
- Tor: 0:1 Pléa (14. / Embolo)
- Gelbe Karten: Hector (Köln/20.), Ginter (MG/26.); Elvedi (MG/85.), Risse (Köln/89.)