SC Freiburg klopft an Tür zur Königsklasse

Freiburg (dpa) - Die Königsklasse vor Augen wollte Christian Streich von neuen Saisonzielen nichts wissen. Nach dem souveränen 3:1 (2:1) gegen Verfolger Hannover 96 richtete der Trainer des SC Freiburg den Fokus vielmehr direkt auf den Kracher gegen Stuttgart.

„Das Pokalhalbfinale in Deutschland ist ein außergewöhnliches Ereignis“, sagte Streich. Europa League? Champions League? Waren für ihn kein Thema. „Wir bereiten uns auf das Pokalspiel vor und freuen uns total, dass tausende von Menschen auf den Weg gehen über den Schwarzwald in die Landeshauptstadt“, sagte der 47-Jährige.

Dabei ist das internationale Geschäft auch vor dem Baden-Württemberg-Duell gegen den VfB Stuttgart das große Thema. Denn der DFB-Pokalsieger darf im Unterbau der Champions League starten. Gewinnt der FC Bayern München, als deutscher Meister bereits für die Königsklasse qualifiziert, am Dienstag seine Partie gegen den VfL Wolfsburg, reicht auch das Pokalfinale für das internationale Geschäft. Doch während Freiburg durch die starke Bundesliga-Saison gar nicht auf die Abkürzung Berlin angewiesen ist, ist für den VfB bereits der Mittwoch ein Endspiel.

„Die Stuttgarter sind angeschlagen und spielen eine nicht ganz so gute Saison“, sagte Torschütze Max Kruse. „Gerade deswegen wollen sie im DFB-Pokal die letzte Chance nutzen, nächstes Jahr international zu spielen. Da müssen wir höllisch aufpassen, nicht unter die Räder zu geraten.“

Diese Sorgen sollte sich allerdings auch der Gastgeber machen. Denn was Freiburg gegen die Niedersachsen offensiv auf den Platz zauberte, dürfte VfB-Trainer Bruno Labbadia gar nicht gefallen haben. Gemeinsam mit dem Torschützen zum 3:1, Jonathan Schmid, und Daniel Caligiuri, zerlegte Kruse die Abwehr von Trainer Mirko Slomka ein ums andere Mal. Mit „Begleitschutz“ (Slomka) von fünf Gegenspielern erzielte der 25-Jährige noch vor der Halbzeit das 2:1. Zuvor hatte Konstantin Rausch das Eigentor von Christian Schulz ausgeglichen.

„Wir haben die Tore heute hergeschenkt“, klagte Slomka. „Aber das zeichnet die Freiburger auch aus. Sie bleiben dran, sie lassen nicht locker und nutzen die Fehler aus.“ Auch Streich gefiel, wie seine Mannschaft den Gegner früh unter Druck setzte und die Bälle stahl. „Es ist sehr gefährlich, so offensiv zu spielen. Aber das Risiko gehen wir ein, weil wir in der Lage dazu sind“, urteilte er.

Mit nun 45 Punkten nach 29 Spielen ist auch der Abstieg endgültig kein Thema mehr. Sorgen hat man sich im Breisgau deshalb schon lange nicht mehr gemacht, die fünfte Bundesliga-Saison in Serie ist nun aber auch rechnerisch perfekt - Vereinsrekord.

Erstmals in dieser Bundesliga-Saison konnte Freiburg sogar drei Spiele in Folge gewinnen. Mit Borussia Mönchengladbach, dem Hamburger SV und 96 gar gegen direkte Konkurrenten im Rennen um die Europa League. Ob der Sportclub aber auch nächste Saison für so viele positive Schlagzeilen sorgen kann, ist offen. Kruse wechselt nach Gladbach, Caligiuri wohl nach Wolfsburg und der zuletzt angeschlagene Jan Rosenthal kickt bald für Eintracht Frankfurt. Dort ist auch Johannes Flum ein Thema. Die Offensive bricht fast komplett weg.

„So ist es halt. Wir schauen dann nach jungen Spielern, die talentiert sind, und sich für uns entscheiden“, sagte Streich dem TV-Sender „Sky“. „Wir haben so viele Argumente für uns. Es wird so oft von Ausbildungsvereinen geredet, und an diesem Ort, da ist wahrlich ein Ausbildungsverein.“ Womöglich sogar einer mit Unterrichtseinheiten in Europa.