Schaefer wirkt zermürbt - Bobic: Kein Zurücklehnen

Köln (dpa) - Bruno Labbadias Maßnahmen zur Sicherung seines Arbeitsplatzes auf dem Cannstatter Wasen zeigen Wirkung, Frank Schaefer dagegen scheint innerlich schon gekündigt zu haben. Der Trainer des 1. FC Köln wirkte nach dem 1:3 gegen den VfB Stuttgart zermürbt.

Diskussionen um „sehr persönliche Dinge“ des 47-Jährigen setzen dem bei Fans und Mannschaft gleichermaßen beliebten Coach so zu, dass eine freiwillige Rückkehr in den U-23-Bereich des FC wahrscheinlicher ist als eine Verlängerung als Bundesliga-Chefcoach.

Der tief religiöse Schaefer hatte nicht damit gerechnet, dass seine Einstellung zu Fragen des christlichen Lebens so hochgekocht würde, wie dies in der vergangenen Woche medial und im Verein geschehen ist. Eine unglückliche Rolle spielte dabei Sportdirektor Volker Finke, der den Glauben des Trainers mit dessen Vertragsverlängerung in Verbindung gebracht hatte. „Ich habe eine Menge gelernt“, räumte Schaefer nach der Pleite und dem Ende der Serie von sieben Heimsiegen ein. Die FC-Anhänger unter den 50 000 im ausverkauften Stadion waren restlos bedient.

Jetzt gönnt Schaefer seinem Team angesichts der zugespitzten Gefahrenlage eine Auszeit. Nach den VfB-Treffern von Christian Träsch (51. Minute), Martin Harnik (53.) und Zdravko Kuzmanovic (63./Handelfmeter) ordnete er zwei Tage trainingsfrei an: „Die Spieler sollen Abstand gewinnen.“ Das gilt auch für ihn selbst, zumal in Müngersdorf schon der Name Michael Skibbe kursierte, der dann übernehmen solle, wenn sich Schaefer und der FC nicht einig werden. Das Dementi kam prompt.

„Es wäre völlig falsch, jetzt in absolute Panik zu verfallen“, hielt Schaefer fest, nachdem seine Elf mit 35 Punkten noch immer nicht gerettet ist. Nur Milivoje Novakovic (67.) traf, Lukas Podolski schimpfte auf sich, seine Mitspieler und Schiedsrichter Peter Sippel. „Leblos und ohne Zusammenhalt“ erlebte FC-Kapitän Podolski das Team. Den Handelfmeter, den Sippel gab, bezeichnete er als „Witz“. Torhüter Michael Rensing: „Wenn ich jetzt was über den Schiedsrichter sagen würde, würde man mich sperren. Ich bin extrem genervt.“

Podolski, der wegen Meckerns die fünfte Gelbe Karte sah und in Wolfsburg pausieren muss, und Rensing regten sich deshalb so auf, weil Pedro Geromel von VfB-Verteidiger Khalid Boulahrouz aus kürzester Distanz angeschossen wurde und gar keine Chance hatte, den Arm zurückzuziehen. Schaefer hielt die Entscheidung für „sehr fragwürdig“, VfB-Trainer Labbadia war es einerlei: Er genoss an alter Wirkungsstätte die befreiende Wirkung des Auswärtserfolgs, mit dem die Schwaben (33 Punkte) die akute Gefahr bannten. „Gewinner ist man aber erst, wenn man es geschafft hat, in der Liga zu bleiben“, reagierte Labbadia zurückhaltend.

Doch die Erleichterung war enorm. „Vor einer Woche waren wir alle am Boden, da war totales Entsetzen im Umfeld“, erinnerte VfB-Sportdirektor Fredi Bobic an das 2:4 gegen Kaiserslautern. Den Erfolg in Köln habe die Mannschaft erzwungen und sei „klar dominierend“ gewesen. Doch der frühere Nationalstürmer warnte: „Zum Zurücklehnen gibt es keinen Anlass.“ Bobic und Labbadia ist bewusst, dass der Vier-Punkte-Abstand auf Rang 16 und 17 kein Ruhekissen ist. Bobic: „Der Druck wird hoch bleiben und weiter aufgebaut.“