Platz 15 weit weg: Magath schimpft auf VfL-Spieler
Wolfsburg (dpa) - Nach nur vier Spielen scheint der vermeintliche Heilsbringer Felix Magath beim VfL Wolfsburg mit seinem Latein am Ende. Der Club, den der erfolgsverwöhnte Coach 2009 zum Meistertitel geführt hatte, taumelt auch nach Magaths Rückkehr dem ersten Abstieg aus der Bundesliga entgegen.
Zwar bewahrte der späte Ausgleich von Jan Polak in der 88. Minute beim 2:2 (1:0) im Abstiegsduell gegen den FC St. Pauli den Ex-Meister vor dem Fall auf einen direkten Abstiegsplatz. Doch der einzig verbliebene Rettungsanker scheint derzeit Platz 16.
„Wir laufen so Gefahr, bestenfalls die Relegation zu erreichen“, schimpfte Magath nach dem ernüchternden Auftritt. Angesichts von bereits vier Punkten Rückstand auf Platz 15 bei nur noch vier ausstehenden Spielen dürfte es bis zum Saisonende ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit St. Pauli um den Relegationsrang geben.
Verschärftes Fitnesstraining zum Einstand, wohlwollende Worte zwischendurch, einige taktische Änderungen und ein Kurz-Trainingslager vor dem Duell - einiges hat Magath bereits versucht, geholfen hat bislang nichts. Auch nach dem vierten Spiel unter seiner Führung wartet Wolfsburg auf einen Sieg. „Wenn man so will, habe ich nicht das Richtige erreicht“, gestand Magath.
Der Magier von einst scheint seinen Zauber verloren zu haben. Das nagt an dem selbstbewussten Coach. Nur mühevoll hielt er sich am Samstag im Zaum. Innerlich brodelte es, als er Spielerschelte betrieb. „Wir haben zu viele Spieler, die zu sehr auf die eigene Leistung schauen, anstatt die Mannschaft im Blick zu haben“, schimpfte Magath, der die Mittelfeld-Diva Diego wie zum Beweis vorzeitig auswechselte.
Originell ist die Erkenntnis nicht. Gefühlte zehnmal war dies in der laufenden Saison bereits zu hören. Von mittlerweile drei Trainern plus dem inzwischen geschassten Manager Dieter Hoeneß wohlgemerkt. Magath muss nun die Suppe auslöffeln, die ihm nach seinem Abgang 2009 eingebrockt wurde. „Für den Trainer ist das auch nicht einfach“, verteidigte Sascha Riether den Coach, der den offensichtlich völlig falsch zusammengestellten Kader übernahm.
Immerhin ergab sich der VfL nicht völlig in sein Schicksal und schlug durch Polak noch einmal zurück, nachdem die Gäste das Spiel bereits scheinbar gedreht hatten. Deniz Naki (61.) und Matthias Lehmann (77.) hatten die verdiente Führung für die wackeren Hamburger herausgeschossen, nachdem zuvor Mario Mandzukic (39.) für Wolfsburg getroffen hatte. „Das Spiel müssen wir erstmal verdauen“, bekannte Riether dennoch.
Das turbulente 2:2 hinterließ nur Verlierer. Auf beiden Seiten. „Ich muss mich erstmal wieder beruhigen. Das ist schwer zu verarbeiten“, sagte St. Paulis Sportdirektor Helmut Schulte, für den sich der Sieg nach zuvor sieben Niederlagen in Serie und einer turbulenten Woche schon sicher anfühlte. Daher empfand auch Coach Holger Stanislawski, der seinen Club mit seinem angekündigten Abschied zum Saisonende nach 18 Jahren mitten ins Herz getroffen hatte, den Punkt „wie eine Niederlage“.