Europa im Visier - Nürnberg berauscht sich selbst
Kaiserslautern (dpa) - Nach dem Einzug in ihr persönliches Endspiel brach bei den Nürnbergern große Euphorie aus. „Europapokal, Europapokal“, schallte es auf dem Kaiserslauterer Betzenberg aus der Fankurve der Gäste, die Spieler der Franken tanzten ausgelassen über den Rasen.
„Für uns ist es das Spitzenspiel, das wir alle wollten“, sagte Torschütze Christian Eigler. „Wir freuen uns riesig darauf“, meinte der Stürmer mit Blick auf den „Platz-Fünf-Showdown“ gegen den FSV Mainz 05 am Ostersonntag.
Durch den verdienten 2:0 (1:0)-Erfolg beim 1. FC Kaiserslautern haben die Nürnberger als Tabellensechster weiter nur zwei Punkte Rückstand auf die Mainzer - und damit alles selbst in der Hand. Sogar der sonst eher zurückhaltende Dieter Hecking, eigentlich nicht als Marktschreier bekannt, rührte nach dem nächsten Sahne-Auftritt seiner jungen „Cluberer“ kräftig die Werbetrommel. „Das wird ein Spiel, auf das wir uns alle freuen dürfen. Zwei junge, hungrige Mannschaften, die beide mit Tempo den Weg nach vorne suchen“, schwärmte Hecking.
Vor der Partie beim FCK hatten die letztjährige Fast-Absteiger offiziell die Qualifikation für die Europa League als neues Saisonziel ausgegeben. „Wie die Mannschaft das angenommen hat und hier aufgetreten ist, das war fantastisch“, sagte Hecking nach dem 13. Saisonsieg.
Auch von der Tatsache, dass der direkte Konkurrent Mainz mit einem 1:0 gegen Mönchengladbach vorgelegt hatte, ließen sich die Nürnberger nicht von ihrem Erfolgsweg abbringen. „Natürlich hofft man in dieser Saisonphase darauf, dass der Konkurrent patzt, aber das Team hat sich nicht beirren lassen“, meinte Hecking, der für den großen Traum von Europa dieser Tage zum Kilometersammler wird.
Am Freitag sah der „Club“-Coach die Partie in Mainz, am Sonntag machte er sich auf den Weg nach Dortmund, um den übernächsten Gegner zu beobachten. „Da sollten wir eher nichts einplanen“, gab Hecking Einblick in seine Endspurt-Rechnung, doch seinem Team ist in dieser Saison alles zuzutrauen - sogar ein Coup beim möglichen Meister.
Auch in Kaiserslautern überzeugten die Nürnberger mit einem beherzten Auftritt. Eigler (34. Minute) und Robert Mak (90.+2) erzielten vor 49 780 Zuschauern im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion die Treffer und versetzten 5000 mitgereiste FCN-Anhänger in Ekstase.
„Wenn man sieht, was hier abgeht, kann man sich vorstellen, was am kommenden Sonntag bei uns los sein wird“, blickte Hecking voller Vorfreude voraus. „Das Spiel könnt ihr jetzt eine Woche befeuern und pushen wie ihr wollt“, sagte er in für ihn ungewohnter Euphorie zu den mitgereisten Nürnberger Journalisten.
Die Freude vergangen war hingegen den „Roten Teufeln“. Ungewohnt blutleer traten die Gastgeber auf und verpassten so einen großen Schritt in Richtung Klassenverbleib. Zu allem Übel fielen auch noch die eigenen Fans aus der Reihe. Mitte der zweiten Halbzeit musste die Partie für einige Minuten unterbrochen werden, da aus dem FCK-Fanblock Bierbecher auf den Platz geflogen waren.
„Der Schiedsrichter hat sehr besonnen reagiert und wir haben die Lage schnell wieder beruhigt“, meinte der Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz erleichtert. Es blieb das einzige Erfolgserlebnis für die Pfälzer an diesem für sie tristen Samstag.