Schalke feiert Derby-Helden Fährmann: „Sahnetag“
Dortmund (dpa) - Seine Mannschaftkollegen wussten, bei wem sie sich bedanken mussten. Kaum war das rassige 144. Revier-Pflichtspielderby in Dortmund vorbei, standen die Schalke-Profis Spalier. Einer nach dem anderen gratulierte Ralf Fährmann zu dessen famoser Leistung.
Obwohl es beim 0:0 keinen Gewinner gab, konnte sich zumindest der Torhüter als Sieger fühlen. Selbst BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke war voll des Lobes und verglich Fährmann, bester Mann auf dem Platz, sogar mit Manuel Neuer: „Er hat eine Weltklasseleistung abgeliefert. Das Spiel heute erinnert mich an ein Derby vor ein paar Jahren: Da hat Manuel Neuer alles gehalten und diesmal eben Ralf Fährmann.“
Nicht minder positiv fiel der Kommentar von Horst Heldt aus. „Es ist schon unfassbar stark, wie stabil Ralf agiert und mit welcher Souveränität er spielt.“ Der Sportvorstand der Schalker bracht Fährmann sogar mit der Nationalmannschaft in Verbindung: „Warum sollte er nicht seinen Sommerurlaub wieder abbrechen? Manuel Neuer ist die klare Nummer eins, aber danach haben wir viele gute Torhüter. Ralf muss sich vor keinem verstecken.“
Der Vielgelobte genoss die Anerkennung. Nach langer und schwerer Zeit auf Schalke ist er bei den Königsblauen zur unumstrittenen Nummer eins aufgestiegen. Mit jeder Parade im prestigeträchtigen Derby sammelte er auch bei den Fans weitere Pluspunkte. „Klar, das war ein Sahnetag von mir“, kommentierte Fährmann, „aber man muss auch mal die dreckigen Punkte holen.“
Ob Kevin Großkreutz (6. Minute), Henrich Mchitarjan (30.), Marco Reus (45.), Robert Lewandowski (67.), Nuri Sahin (88.) oder Pierre-Emerick Aubameyang (89.) - für alle war bei Fährmann Endstation. „Ralle hat den anderen Stürmern so eine Angst gemacht, dass sie ihn angeschossen haben oder gleich neben das Tor“, sagte Schalkes Angreifer Klaas-Jan Huntelaar.
Von solcher Wertschätzung war Fährmann in der Vergangenheit weit entfernt. Zwar unterschrieb der 1,96 Meter große Keeper bereits 2007 seinen ersten Profivertrag bei Schalke, war aber hinter Neuer und Mathias Schober nur die Nummer drei. 2009 wechselte er darum zu Eintracht Frankfurt, wo er seinen Stammplatz nach einer Verletzung an Oka Nikolov verlor. 2011 kehrte Fährmann nach Gelsenkirchen zurück, zog sich jedoch am neunten Spieltag der Saison 2011/2012 einen Kreuzbandanriss zu.
Auch nach seiner Genesung setzten Schalkes Trainer zunächst auf Lars Unnerstall und verpflichteten noch Timo Hildebrand. Doch Fährmann kämpfte sich in der Hinrunde der aktuellen Saison zurück - und wie. „Er hat uns schon einige Punkte gerettet“, kommentierte Nationalspieler Julian Draxler.
Zunächst stellt sich die Frage nach Fährmanns Zukunft im Verein. Sein Kontrakt läuft 2015 aus. Zum Thema Vertragsgespräche sagte Heldt: „Das werden wir zur gegebenen Zeit angehen. Es läuft gerade grandios, und jetzt halten wir erst mal am Status fest. Es ist ja noch lange Zeit.“
Die monatelange Suche nach einem Stammkeeper ist jedenfalls beendet. Dabei hat sich Heldt angeblich bereits vor Monaten mit Fabian Giefer (Fortuna Düsseldorf) über einen Transfer für die kommende Saison geeinigt - zu einem Zeitpunkt, als Fährmann im Schalker Tor noch nicht so überzeugte wie jetzt.