Schleifer Magath verschärft Ton und Tempo beim VfL

Stuttgart (dpa) - Der Ton wird rauer, das Tempo schärfer: In bewährter Schleifermanier will Felix Magath den VfL Wolfsburg vor dem Abstieg retten.

„Wir brauchen einen besseren Zustand der Mannschaft. In den nächsten Tagen steht Konditionsarbeit an“, kündigte der Coach nach dem verschenkten Sieg beim VfB Stuttgart eine wesentlich härtere Gangart als unter seinen gescheiterten Vorgängern Steve McClaren und Pierre Littbarski an. An seinen Kommiss-Methoden will Magath festhalten: „Ich habe natürlich nicht vor, etwas zu ändern.“

Bereits am Tag nach dem Spiel bekam sein Team dies zu spüren. Ohne Frühstück schickte Magath die Spieler am Morgen eine Stunde früher als gewohnt auf den Platz. „Ich habe nur das Programm umgestellt. So haben wir nicht wie geplant um 9 Uhr gemeinsam gefrühstückt und um 10 Uhr trainiert, sondern haben erst gearbeitet und dann gemeinsam gegessen“, bemerkte Wolfsburgs Trainer-Rückkehrer lakonisch.

Die Profis des Tabellenvorletzten der Fußball-Bundesliga wussten, was mit dem spektakulären Trainerwechsel auf sie zukommt. „Die Ansprache und alles war wie immer. Es war ein déjà-vu“, verriet Sascha Riether. „Von Felix Magath auf Felix Magath hat sich nichts geändert.“ Grafite, der die Niedersachsen beim 1:1 (1:0) in Stuttgart dank alter Klasse in Führung gebracht hatte (40. Minute), schwante: „Jetzt warten zehn Tage harte Arbeit auf uns.“

Magaths Analyse nach dem unnötigen Punkteverlust bei den Schwaben ließ in der Tat vermuten, dass sich Grafite & Co. auf wesentlich mehr Schinderei bis zum Saisonschluss einstellen müssen. „Der Zustand des Teams ist schlecht, körperlich fehlt viel“, wies er auf unübersehbare Mängel hin. Deshalb sei der VfL auch in Stuttgart „bestraft“ worden.

Um die müden „Wölfe“ wieder auf Trab zu bringen, dürfte „Quälix“ außer den legendären Sprints auf den sogenannten „Hügel der Leiden“ noch einiges mehr an Spezialübungen in petto zu haben. Und es wird Tacheles geredet. Einen Vorgeschmack auf die künftigen Ansprachen gab es noch am Sonntagabend im Stadion, wo Magath seinen Schützlingen verbal den Kopf wusch: „Die Spieler glauben, dass sie besser als der Tabellenplatz sind. Sie haben nicht registriert, dass sie auf einem Abstiegsplatz stehen. Dafür muss Bewusstsein geschaffen werden.“

Das deutlich kältere Klima scheint indes bei zumindest einigen Spielern durchaus auf Zustimmung zu stoßen. „Er ist ein Champion. Und mit Champions zu arbeiten, macht immer Spaß“, versicherte Diego. „Der Trainerwechsel motiviert uns.“ Riether ist sich sicher, dass Magath „einiges aufarbeiten“ werde, was auch als Kritik an McClaren und Littbarski zu verstehen ist: „Er will immer das Perfekte.“

Allerdings fehlt Magath im Kampf um den Klassenerhalt die Zeit, seinem Team die Qualität und Stärke aus dem Meisterjahr 2009 zu verpassen. Normal brauche man vier Monate, um eine Mannschaft fit zu machen, er habe aber nur zehn Tage. Dann steht gegen die ebenfalls gefährdete Frankfurter Eintracht das nächste Schlüsselspiel an.

Das Kapitel Schalke ist für den Erfolgscoach abgeschlossen: „Da ist ein Haken dran.“ Und die massive Kritik an seinem nahtlosen Wechsel zu Wolfsburg prallt an ihm ab. „Bei mir ist es eine ganz andere Situation als bei Spielern, die trotz laufendem Vertrag gehen wollen“, versicherte Magath, kein Söldner zu sein. „Ich wollte aus Schalke nicht weg - musste aber.“ Dass er nach der Trennung weiterarbeite, sei legitim.

Sein VfB-Trainerkollege freute sich indes über den nicht mehr zu erwartenden, beinahe brasilianischen Ausgleich durch Georg Niedermeier in der vierten Nachspielminute. „Der Punkt war vom Spielverlauf her Gold wert“, räumte Bruno Labbadia ein. „Wir haben eine super Moral gezeigt.“ Und der sonst eher hüftsteife Innenverteidiger sagte bescheiden: „Ich hab ihn ganz nett reingemacht.“