Seeler mahnt zu Ruhe nach HSV-Debakel

Hamburg (dpa) - Ist Thorsten Fink der richtige Trainer für den Chaosverein Hamburger SV? Warum schaffen es die Führungsspieler um Rafael van der Vaart nicht, sich gegen ein Debakel wie gegen Hoffenheim zu stemmen?

Hamburg (dpa) - Ist Thorsten Fink der richtige Trainer für den Chaosverein Hamburger SV? Warum schaffen es die Führungsspieler um Rafael van der Vaart nicht, sich gegen ein Debakel wie gegen Hoffenheim zu stemmen?

Patentrezepte oder allwissende Antworten darauf hat Fußball-Idol Uwe Seeler nicht, er warnt seinen Verein aber vor vorschnellen Aktionen. Nach dem zweiten Spieltag der Fußball-Bundesliga sei noch nicht die Zeit gekommen, alles infrage zu stellen. „Natürlich bin ich bedröppelt und niedergeschlagen. Mit dem 1:5 habe ich in meinen kühnsten Träumen nicht gerechnet“, sagte der 76-Jährige der Nachrichtenagentur dpa.

„Das ist so im Fußball, jetzt muss man aufstehen und neu angreifen“, sagte Seeler, der daran glauben will, dass sich die Mannschaft am kommenden Samstag bei Hertha BSC zusammenrauft. Zur Kritik von Sportdirektor Oliver Kreuzer an der fehlenden Verantwortung der Führungsspieler bei den Norddeutschen sagte der ehemalige Stürmer: „Das ist immer so, dass die Erfahrenen die Mannschaft führen müssen. Ich hoffe, dass sie nun das Zepter übernehmen“. Wenn am Dienstag nach zwei freien Tagen der Trainingsbetrieb am Volkspark wieder losgeht, stehen van der Vaart, Marcel Jansen und Heiko Westermann umso mehr in der Pflicht.

Bis auf den alleingelassenen Torhüter René Adler bringt keiner der Erfahrenen in Krisensituationen beständig gute Leistungen und zeigt Führungsqualitäten. Von van der Vaart, der derzeit mit seinem Privatleben für mehr Schlagzeilen auf dem Boulevard sorgt als in den Sportblättern, erwartet sein Arbeitgeber deutlich mehr. Der 30 Jahre alte Holländer ist in Sachen Trainingseifer nicht der Fleißigste, zudem kommt es nicht gut an, wenn er sich nach dem wütenden Wegwurf der Kapitänsbinde von der Mannschaft entfernt und schnurstracks in die von ihm angemietete Loge zur Familie läuft.

Häuptlinge wie einst Sergej Barbarez oder Bernd Hollerbach gibt es nicht mehr beim HSV. Van der Vaart wehrt sich zwar gegen die scharfe Kritik von Stefan Effenberg an seiner Chefrolle - widerlegt hat er den ehemaligen Bayern-Regisseur aber lediglich in einem Spiel auf Schalke. „Wir erwarten von ihm eine klare Leistungssteigerung gegenüber der letzen Saison“, forderte Kreuzer.

Verstärkungen mag Seeler angesichts der schwierigen finanziellen Lage nicht fordern: „Natürlich müssten noch neue Leute kommen, wenn wir oben mitmischen wollten. Aber wir wissen um die Situation und müssen uns durchwurschteln.“ Er lasse sich überraschen, was bis Ende der Wechselfrist in der Bundesliga passiere. „Es wird für Kreuzer immer schwieriger, alle wissen, dass der HSV Not hat“, betonte Seeler. Um neu zu investieren, müssen die Hamburger zunächst einige ihrer fünf aussortierten Spieler von der Gehaltsliste bekommen. Für Gojko Kacar interessiert sich der sibirische Verein Tom Tomsk, bei Paul Scharner könnte es sogar auf eine Abfindung hinauslaufen.