Herber Rückschlag für VfB: 1:4 gegen Nürnberg
Stuttgart (dpa) - Nach einem fußballerischen Offenbarungseid müssen die Profis des VfB Stuttgart um den Klassenverbleib bangen. Der Tabellenvorletzte der Bundesliga kassierte gegen den 1. FC Nürnberg eine 1:4 (1:2)-Heimklatsche und verpasste damit den erhofften Vorstoß auf einen Nichtabstiegsplatz.
„Das ist sehr, sehr bitter“, sagte der geknickte VfB-Trainer Bruno Labbadia. „Die Situation ist nicht einfach, aber wir müssen aufstehen.“ Timmy Simons (11. Minute), die Stuttgarter Leihgabe Julian Schieber (28.), Timothy Chandler (51.) und Mehmet Ekici (63.) erzielten für die abgeklärten Franken die Tore zum zweiten Auswärtssieg der Saison. Patrick Funk glückte für die teilweise desolaten Schwaben vor 38 000 Zuschauern in der Mercedes-Benz Arena nur der Ehrentreffer (45.+1).
„Wir haben zwei richtig dumme Fehler gemacht“, wies Labbadia auf individuelle Patzer vor den beiden ersten Gegentreffern hin. Nach dem 1:3 habe der VfB niemanden auf dem Platz gehabt, „der das Ganze reguliert“. Angesichts des sich immer stärker zuspitzenden Abstiegskampfs wies er auf die mental ungewohnte Situation für Stuttgart hin: „Das Nervenkostüm spielt eine große Rolle.“
Sein Kollege Dieter Hecking war dagegen mit der Leistung seiner Mannschaft „hundertprozentig konform“. Sein Team habe „klasse Fußball“ gespielt. „Ich glaube, dass wir mit dem Sieg das Ziel Klassenerhalt heute erreicht haben“, sagte der „Club“-Coach.
Beim VfB gab es einige personelle Überraschungen und einen Systemwechsel. Neuzugang Shinji Okazaki musste die Partie von der Tribüne aus verfolgen, weil er noch keine Spielberechtigung besitzt. Völlig unerwartet bot Labbadia Elson im Mittelfeld auf. Der Brasilianer kam so zu seinem zweiten Saisoneinsatz. Zudem stellte der VfB-Trainer auf eine 4-2-3-1-Variante um.
Die Schwaben begannen couragiert und zeigten anfangs einen gefälligen Fußball. Nürnberg benötigte einige Zeit, um sich auf die variablen Angriffe einzustellen. Allerdings fehlte dem VfB die Durchschlagskraft. Nach der überraschenden Führung kam der „Club“ immer besser zur Geltung und ließ den VfB kaum noch zur Entfaltung kommen. Simons zog aus 18 Metern knallhart ab, nachdem Cristian Molinaro den Ball unkontrolliert aus dem Strafraum geschlagen hatte.
Auch dem Nürnberger 2:0 ging ein Abwehrpatzer voraus: Serdar Tasci ließ seinen alten Teamkollegen Schieber nahezu unbedrängt köpfen. Kurz vor dem Seitenwechsel hatte Nürnberg Pech, als VfB-Spieler zweimal hintereinander kurz vor der Linie klären konnten.
Neue VfB-Hoffnung keimte nach Funks Anschlusstreffer Sekunden vor dem Halbzeitpfiff auf. „Club“-Verteidiger Juri Judt fälschte den Distanzkracher noch leicht ab. Aber nach engagiertem Start in den zweiten Durchgang folgte wenig später der nächste Schock für die Stuttgarter: Chandler erhöhte nach einem Querpass Schiebers auf 3:1.
Aber damit noch nicht genug. Nürnberg übernahm nun immer mehr das Kommando. Beim VfB wuchs die Verunsicherung, phasenweise zeigten sich Auflösungserscheinungen. Ekici machte nach einem perfekt vorgetragenen Konter mit dem 4:1 alles klar. Wenig später (64.) traf er nur den Pfosten wie auch Elson im Gegenzug. „Die Enttäuschung ist natürlich da“, sagte der erst nach der Pause eingewechselte Cacau.