Van Gaal „böse und enttäuscht“ nach 2:3 in Köln
Köln (dpa) - Louis van Gaal saß nach dem peinlichen 2:3 (2:0) beim 1. FC Köln mit versteinerter Miene auf der Bank, Bastian Schweinsteiger schlich kopfschüttelnd und fluchend vom Platz, Philipp Lahm suchte nach Erklärungen:
„Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison, dass wir die Chance auf Platz zwei nicht wahrnehmen.“ Der Kapitän des FC Bayern München war nach dem Spiel fassungslos wie die gesamte Delegation des deutschen Fußball-Rekordmeisters. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge reagierte fast schon resigniert: „Die in Dortmund müssen sich langsam totlachen.“
Nach Toren von Mario Gomez (22. Minute) und Hamit Altintop (42.) sah der Meister wie der sichere Sieger aus und schien den Patzer von Tabellenführer Borussia Dortmund zu nutzen. Doch dann passierte etwas, das Bayern-Chefcoach van Gaal „böse, enttäuscht und erstaunt“ machte: Der Titelverteidiger gab die Partie völlig aus der Hand, ließ sich von Podolski und Co. den Schneid abkaufen und verlor erstmals seit fast 16 Jahren wieder ein Bundesligaspiel in Müngersdorf.
Nach den Kölner Treffern von Christian Clemens (55.) und Milivoje Novakovic (62. und 73.) ballte der ehemalige Münchener Lukas Podolski triumphierend die Faust: „Nach dem 0:3 von St. Pauli war solch eine Reaktion auch notwendig“, kommentierte der neue FC-Spielführer die unerwarteten drei Punkte.
Durch die Niederlage zerschlug sich die zuletzt wieder aufkeimende Hoffnung des FC Bayern auf eine erfolgreiche Aufholjagd. Sieben Siege aus den vergangenen acht Pflichtspielen hatten das Selbstvertrauen wachsen lassen - am Ende blieb Hamit Altintops bittere Erkenntnis: „Die Art und Weise, wie wir Spiele verlieren, ist traurig und enttäuschend.“
Ganz anders die Gemütslage von Kölns Trainer Frank Schaefer: „Nach dem 1:2 hat sich eine Eigendynamik bei uns entwickelt, die Mannschaft wurde von den Fans getragen und hat daran geglaubt, dass sie dieses Spiel drehen kann“, lobte der 47-Jährige den Einsatz seines Teams. „Leidenschaft und Wille waren in den zweiten 45 Minuten entscheidend.“
Nach 19 Minuten hatte sich der Trainer noch maßlos aufgeregt: Holger Badstuber brachte als „letzter Mann“ den enteilenden Novakovic kurz vor dem Strafraum zu Fall. Doch Schiedsrichter Felix Zwayer wertete die Aktion nicht als Notbremse und bestrafte, begleitet von wütenden Protesten der FC-Fans, den Verteidiger nur mit einer Gelben Karte.
Im Gegenzug erzielte Gomez die Führung für den Serienmeister. Der agile Thomas Müller hatte geflankt, und Gomez schob den Ball durch die Beine des ehemaligen Bayern-Torwarts Michael Rensing. Das 2:0 von Altintop schien die Vorentscheidung zu sein.
Angetrieben von den FC-Fans, drehten die Kölner das Spiel. Nach einem Steilpass von Eichner ließ Clemens Thomas Kraft keine Chance und traf zum 1:2. Sieben Minuten später erzielte Novakovic mit seinem sechsten Saisontor per Kopf zum 2:2 und entfachte mit dem Siegtor in der 73. Minute Karnevalsstimmung auf den Rängen.