Mainz nach 3:1 in Europa - Pfiffe gegen Neuer

Gelsenkirchen (dpa) - Der FSV Mainz 05 feierte nach dem 3:1 (0:0)-Sieg beim FC Schalke 04 den Einzug nach Europa, Schalkes Kultfigur Manuel Neuer musste sich in seinem wohl letzten Heimspiel sogar Pfiffe der eigenen Fans gefallen lassen.

Dank eines späten Doppelpacks von Schalke-Leihgabe Lewis Holtby (82.) und Nikolce Noveski (85.) sicherte sich die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel am vorletzten Spieltag der Fußball-Bundesliga vorzeitig den fünften Tabellenplatz, der zur Teilnahme an der Europa League berechtigt.

Vor 60 309 Zuschauern schoss der eingewechselte Klaas-Jan Huntelaar (47.) die enttäuschende Revierelf drei Tage nach dem Aus im Champions-League-Halbfinale bei Manchester United zunächst zwar in Führung, doch André Schürrle (52.) konnte wenig später ausgleichen. Der überragende Holtby und Noveski machten in der Schlussphase den ersten Sieg auf Schalke perfekt. „Die Mannschaft hat wieder unheimlich viel investiert und ist nach dem Rückstand zurückgekommen“, sagte Tuchel, der den Erfolg noch gar nicht so richtig realisieren konnte. „Aber ich bin sehr glücklich und stolz auf die Mannschaft.“

Der von Bayern München umworbene Nationaltorhüter Neuer, der seit 20 Jahren für den Revierclub spielt, musste nach den 1:4-Niederlagen in München und Manchester dreimal hinter sich greifen. Zwar steht sein Wechsel nach München noch nicht fest, dennoch deutet alles auf einen Abschied im Sommer hin. Nur die Einigung über die Ablösesumme steht noch aus.

Zwar gab es auch Liebes-Bekundungen für Neuer mit Plakaten („Danke für 20 Jahre auf Schalke“), aber auch kritische Spruchbänder („1000 Freunde im Stich gelassen für emotionslose Titel und oberflächliche Lackaffen?“) und am Ende sogar Pfiffe aus der Nordkurve bei Neuers Ehrenrunde. „Die Frage, ob es mein letztes Heimspiel war, kann ich nicht beantworten. Darum ging es auch nicht. Und ich denke nicht, dass die Pfiffe nur mir gegolten haben“, sagte der Kapitän enttäuscht.

Bei sommerlichen Temperaturen kamen alle Akteure schwer in die Gänge. Erst nach dem Wechsel kam mehr Schwung in die Partie. Huntelaar beendete seine 1003 Bundesliga-Minuten währende Torflaute, als er nach einer von Raúl verlängerten Farfán-Ecke den Ball aus kurzer Distanz über die Linie drückte. Zuletzt hatte der Niederländer in der Liga am 13. November 2010 in Wolfsburg getroffen.

„Danach haben wir es versäumt, weiter kompakt zu stehen und schnell umzuschalten“, kritisierte Schalke-Coach Ralf Rangnick nach der fünften Pflichtspielniederlage hintereinander. So verpasste es sein Team, Selbstvertrauen für das DFB-Pokalfinale in zwei Wochen gegen den MSV Duisburg zu tanken. Gleichwohl ist Rangnick überzeugt, den Hebel bei seinem müde wirkenden Team wieder umlegen zu können. „Wir wollen die Spiele in Köln und gegen Duisburg erfolgreich bestreiten.“

Am Ende jubelte Mainz, das sich für die Saison 2005/2006 im UEFA-Cup über die Fairplay-Wertung qualifiziert hatte, über den Einzug nach Europa. „Für mich ist es wie ein Befreiungsschlag. Ich freue mich, dass ich in so eine Riesensaison in einer so großen Mannschaft gespielt habe“, schwärmte Holtby, der ein Tor selbst erzielte und die anderen beiden vorbereite. Im Sommer kehrt er als Schalker Spieler zurück.