Torfestival in Hamburg: HSV spielt gegen den VfB 3:3
Hamburg (dpa) - Auf dem Platz gab es keinen Sieger, Gewinner waren dafür die Zuschauer. Beim mitreißenden 3:3 (1:2) zwischen dem Hamburger SV und dem VfB Stuttgart verabschiedeten beide Fan-Gruppen ihre Mannschaften mit viel Applaus.
Dreimal kam der HSV am Sonntag beim Heim-Debüt von Trainer Bert van Marwijk nach Rückständen zurück. „Wir haben uns wieder gesteigert. Ich kann zufrieden sein, auch wenn drei Gegentore eigentlich nicht passieren dürfen“, sagte der Niederländer. Im spektakulären Fußball-Duell der Bundesliga-Spätstarter brachten sich die Gastgeber durch Nachlässigkeiten selbst um den Lohn.
Für den HSV trafen Pierre-Michel Lasogga (22. Minute), Maximilian Beister (55.) und Rafael van der Vaart (67.). Der VfB war gleich dreimal in Führung gegangen durch Alexandru Maxim (3.), Christian Gentner (37.) und ein Eigentor von Hamburgs Johan Djourou (64.). „Für die Fans sind sechs Tore fantastisch, die Verantwortlichen sind frustriert, weil so viele Fehler passiert sind. Wir waren dreimal in Führung, dann müssen wir auswärts auch das Spiel gewinnen“, sagte VfB-Sportvorstand Fredi Bobic.
53 167 Zuschauer erlebten zwar nicht immer eine hochklassige, aber oft mitreißende Fußball-Partie, in der Stuttgarts Antonio Rüdiger nach einer Tätlichkeit gegen Rafael van der Vaart die Rote Karte sah (84.). Bobic urteilte: „Das darf er natürlich nicht machen, das ist Schwachsinn.“ Der Niederländer van der Vaart selbst meinte: „Er hat mich in die Rippen gehauen, es tat schon weh.“
Der VfB bleibt unter Trainer Thomas Schneider dank des zwölften Punkts in dessen sechsten Bundesliga-Partie ungeschlagen. Die Schwaben verpassten aber nach der „gefühlten Niederlage“ (Gentner) den möglichen Sprung auf Platz fünf. Hamburg, das zuletzt zwei Heimniederlagen gegen Stuttgart kassiert hatte, entfernte sich zwar nur wenig von den Abstiegsrängen, bestätigte aber ihren Aufwärtstrend. „Die Mannschaft hat Spielfreude gezeigt, hat sich nur nicht selbst belohnt. Das hat Lust gemacht auf mehr“, sagte HSV-Sportvorstand Oliver Kreuzer und lobte die Moral der Mannschaft, die allerdings 10:0 Ecken und 20:9 Torschütze nicht zum Sieg nutzte.
Die Partie begann für die Gäste nach Wunsch. Maxim hebelte dank eines feinen Doppelpasses mit Vedad Ibisevic die HSV-Abwehr aus und schoss nach nicht einmal drei Minuten ins rechte untere Eck. Nur kurz zeigten sich die Gastgeber beeindruckt vom frühen Rückstand. Hakan Calhanoglu prüfte Ulreich-Ersatz Thorsten Kirschbaum mit einem Schuss von der Strafraumgrenze.
Ein Patzer von William Kvist leitete den Hamburger Ausgleich ein. Der dänische Mittelfeldspieler in Reihen des VfB leistete sich zunächst einen Ballverlust gegen Calhanoglu, der spielte den Ball mit der Hacke, Kvist verstolperte dann erneut. So kam nach Pass von Tolgay Arslan HSV-Neuzugang Lasogga frei zum Schuss und erzielte problemlos sein fünftes Saisontor.
Statt nachzusetzen schalteten die Hanseaten aber einen Gang zurück und luden Stuttgart zu Kontern ein. Der von Trainer Schneider sehr gut eingestellte VfB agierte zunehmend selbstsicherer. So war die erneute Gäste-Führung folgerichtig. Kapitän Gentner verlängerte per Kopf einen von Maxim in den Strafraum gezirkelten Freistoß und konnte sich dabei ziemlich ungestört in die Luft schrauben.
Die Nachlässigkeiten im Hamburger Spiel setzten sich auch zu Beginn der zweiten Hälfte fort. Ballverluste und große Lücken gaben den Schwaben zunächst viel Raum, ihr Spiel in Ruhe aufzuziehen. Ein gelungener Spielzug bracht dann den erneuten HSV-Ausgleich. Arslan bewies Übersicht, Marcell Jansen passte auf den zur Pause eingewechselten Beister - 2:2! Von da an erspielten sich die Gastgeber Chancen im Minutentakt - doch weder erneut Beister noch der in der ersten Halbzeit oft noch untergetauchte Rafael van der Vaart nutzten ihre großen Möglichkeiten. Stattdessen traf Hamburgs Djourou ins eigene Tor, bedrängt von Ibisevic.
Nach diesem weiteren Nackenschlag ließ die HSV-Antwort keine drei Minuten auf sich warten. Van der Vaart verwertete eine Beister-Vorlage. Beide Teams hatten nach viel Tempo dann nicht mehr viel zuzusetzen. Kurz vor Schluss dezimierte Rüdiger die Gäste: Am Strafraum boxte er abseits des Balles Van der Vaart, Schiedsrichter Tobias Welz blieb keine Wahl als der Platzverweis.