Stevens-Comeback in der Bundesliga - verbesserter VfB
Bremen (dpa) - Huub Stevens genoss sein Bundesliga-Comeback sichtlich und spielte mit den Medienvertretern ein wenig Katz und Maus.
Kaum ein Reporter traute sich, dem VfB-Coach allzu kritische Fragen zu stellen - also erklärte der Neu-Stuttgarter nach dem 1:1 (0:0) bei Werder Bremen selbst: „Ich knurre nicht.“ Er lerne jeden Tage dazu, beteuerte der Niederländer mit dem Ruf eines Griesgrams. Unter ihm gebe es auch keine Abkehr vom Jugendprinzip, für das Vorgänger Thomas Schneider stand. Zwar habe er Rani Khedira, Alexandru Maxim und Moritz Leitner auf der Bank gelassen, für die Mission Nicht-Abstieg brauche er aber alle 24 Spieler im Kader.
Stevens ist bereits der dritte VfB-Trainer in dieser Spielzeit. Der Feuerwehrmann, der 2009 schon den HSV ganz unten übernahm und noch auf Platz sieben führte, bewirkte bereits in einer Woche einiges. „Stevens hat bei uns eine Art Euphorie entfacht und uns Selbstbewusstsein gegeben“, lobte Martin Harnik, „er strahlt Ruhe und Autorität aus“. Wenn der ehemalige Bremer noch den von Assani Lukimya verschuldeten Handelfmeter (45. Minute) verwandelt hätte, wäre Werder nach dem VfB-Tor von Georg Niedermeier (55.) kaum mehr zurückgekommen.
Die Stuttgarter ließen den Ball weit gefälliger laufen als die Gastgeber, Profis wie Gotoku Sakai und Ibrahima Traoré brachten ihre Schnelligkeit und gute Technik ein. „Das gibt Vertrauen für die Zukunft, das ist der Weg, den wir gehen müssen“, sagte Stevens, der nur über die zwei verlorenen Punkte ein wenig grantelte. Auch Sportvorstand Fredi Bobic, der von nun an die Tribüne der Bank vorzieht, war im ZDF-„Sportstudio“ zufrieden: „Er hat genau das umgesetzt, was möglich ist. Er wollte größere Kompaktheit reinbringen.“
Der Arbeitsvertrag des 60-Jährigen bei seiner fünften Trainerstation in der Bundesliga gilt nur noch für die nächsten zehn Saisonspiele. Es wird jedoch gemunkelt, Stevens könnte nach seinem nicht besonders erfolgreichen Ausflug nach Griechenland wieder auf den Geschmack der deutschen Beletage kommen und bei den Schwaben verlängern. Ein richtiger Prüfstein wartet am nächsten Samstag mit seinem Ex-Club HSV, bei dem Antreiber Harnik Gelb-gesperrt fehlen wird. „Nächste Woche müssen wir im Heimspiel drei Punkte rausspielen“, forderte Stevens: „Ich hoffe, dass da die Null steht“.
In der Schlussphase wackelte der nun in zehn Partien sieglose VfB allerdings erneut, der abwanderungswillige Aaron Hunt (79.) glich noch per Freistoß aus. In Bremen war man am Ende froh über das Remis und nun 29 Punkte: „Dieser Punkt war Gold wert, wir haben Stuttgart auf Distanz gehalten“, meinte Coach Robin Dutt und ergänzte: „Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen, aber im Kopf sind wir schon sehr stabil.“ Man versuche, risikoärmer zu spielen als in der Vorrunde.
Sebastian Prödl wusste trotzdem, dass das Unentschieden ziemlich glücklich war: „Das waren sehr selbstbewusste Schwaben, der Trainerwechsel hat gefruchtet.“ Werder-Geschäftsführer Thomas Eichin freute sich über das fünfte Spiel ohne Niederlage, nur die Personalie um den von Besiktas Istanbul umworbenen Hunt bereitet ihm Sorgen. „Selbst, wenn es ein Ultimatum gäbe, würde ich Euch das nicht sagen“, entgegnete er auf die Reporterfragen nach dem Verbleib von Werders Urgestein. Auch Hunt selbst hielt sich bedeckt.