Tönnies: Draxler nicht zu den Bayern
Der Aufsichtsratschef spricht über die Vision seines Clubs.
Düsseldorf. „Woanders“, sagte Clemens Tönnies, „mag man Champagner trinken, unsere Grundnahrungsmittel bleiben Wurst und Bier. Erstes nicht ganz uneigennützig“, sagt Clemens Tönnies. Dann grinst er in ungeahnter Breite. Wie er so ist, der Fleischunternehmer aus Rheda-Wiedenbrück. Westfale, hemdsärmelig, traditionsbewusst. Am Dienstag beim SpoBis in Düsseldorf präsentierte der Aufsichtsratschef des FC Schalke 04 so etwas wie die Identität seines Vereins. „Schalke braucht keine Diva, Schalke braucht das Modell Kampfschwein.“ Wie Kevin Prince Boateng, den er angekommen sieht. „Er ist unser Leuchtturm, Mentor der jungen Spieler. Da hat Horst Heldt einen Riesenjob gemacht.“
Und Schalke braucht Nachwuchsspieler. Wie einst Manuel Neuer, „den ich lieber nach England transferiert hätte“, wie Tönnies sagt. „Weil ich weiß, welche brutale Qualität sich die Bayern da ins Tor gestellt haben.“ Wie Julian Draxler, den Tönnies gern noch ein, zwei Jahre „auf Schalke“ sähe. „Irgendwann wird er uns verlassen. Wir sind ein großer Club, aber es gibt noch größere. Das zu verwehren, wäre unredlich.“ Nur zum FC Bayern, sagt Tönnies, werde Draxler, der Vertrag bis 2018 und eine Ausstiegsklausel bei 45,5 Millionen Euro Ablöse hat, nicht gehen. „Das kann ich mit hundertrozentiger Wahrscheinlichkeit ausschließen.“ Überhaupt: Vier neue Talente stünden schon in den Startlöchern. „Wir haben eine starke Jugendarbeit, da müssen jedes Jahr ein, zwei Spieler den Sprung schaffen.“
Tönnies ist seit 20 Jahren im Aufsichtsrat. Wie lange sich das der Großunternehmer noch antut? „Wenn es gut läuft, will ich nicht gehen, wenn es schlecht läuft, kann ich nicht“, sagt er. „Aber raustragen wird man mich hier sicher nicht.“ Bald reist der Mann, der Schalke den Sponsor „Gazprom“ vermittelt hat, zu Olympia nach Russland. Bedenken? „Ich bin ein ziemlich unpolitischer Mensch. Mich begeistert der Sport.“