Das unerhörte Wachstum des FC Bayern

Der FC Bayern ist gierig. Will in die USA, will Anteile verkaufen und immer Meister werden — sagt Vorstandschef Rummenigge.

Foto: Schwörer

Düsseldorf. „Ich befürchte“, sagt Karl-Heinz Rummenigge, „dass wir nicht acht- bis neunmal deutscher Meister in den nächsten zehn Jahren werden.“ Rumms. Hat er das gerade gesagt? Da diskutiert die Republik seit Wochen und Monaten, wie dem unheilvollen bayerischen Siegeszug zu begegnen ist, die Waffen der Gegner fallen wie Sternschnuppen, die Kontrahenten werden „zerstört“ — und dann kommt der Vorstandschef des FC Bayern nach Düsseldorf zum SpoBis, um den Schwarzsehern mit einem Spruch den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Oder um sie zu demütigen? Nein, das will Rummenigge nicht. Er ist nur bei sich. Mia san mia. Der deutsche Rekordmeister mit Hang zu Wachstum und Perfektion wird zur monströsen Festung. Und in der ersten Reihe der Zuhörerschaft sitzen Menschen wie Christian Seiffert, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga, oder Eintracht Frankfurts Vorstand Heribert Bruchhagen, denen das Entsetzen vor Lähmung kaum mehr anzusehen ist. der Alleingang des FC Bayern — er ist Gift für den deutschen Fußball. „Noch immer gehen Menschen ins Stadion, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht“, hat Bruchhagen gerade noch gesagt. Seiffert empfiehlt jedem, der es nicht hören will, dass der Kampf gegen die Bayern eben doch weiterzuführen sei. Sein Kind ist derzeit die Auslandsvermarktung der deutschen Liga. Da wäre Spannung ein gutes Verkaufsargument. Schalkes Clemens Tönnies findet: „In den nächsten Jahren ist die Meisterschaft vergeben.“ Aber das Geschwätz schert Rummenigge nicht. „Unser Auftrag ist, erfolgreich Fußball zu spielen“, sagt er. Und zu wachsen. Das sagt er nicht. Aber hält es für geboten. Und verkündet, den Umsatzrekord (433 Millionen Euro) erneut zu brechen.

National sei man fast optimal aufgestellt, sagt Rummenigge, international machen es andere besser. Drum hat der FCB das „Jahr der Internationalisierung“ ausgerufen, wird ein Büro in New York eröffnen, um von dort den US-Markt zu erobern. Im Sommer reist die Mannschaft in die Staaten. Merchandising ankurbeln, neue Sponsoren begrüßen. Wahrscheinlich wird der Verein sogar weitere Anteile verkaufen. 2002 waren zehn Prozent für 75 Millionen Euro an Adidas gegangen, in einem zweiten Schritt 9,1 Prozent an Audi — wesentlich für die Finanzierung der Allianz-Arena.

Und jetzt? Könnte die Allianz-Versicherung Anteile erwerben. „Das Geld würden wir in Steine, nicht in Beine investieren“, sagt Rummenigge und spricht von einem Nachwuchsleistungszentrum. Die Frage des Moderators lautete: „Warum wollen sie noch mehr Geld? Sie haben doch genug!“