Trainer-Novize Skripnik impft Bremen Selbstvertrauen ein
Mainz (dpa) - Fußball ist für Viktor Skripnik vor allem Kopfsache. Nach dem gelungenen Bundesliga-Debüt auf der Trainerbank von Werder Bremen gab der Ukrainer seine Spielphilosophie preis: „Man darf keine Angst vor dem Verlieren haben, sondern muss den Mut haben, zu gewinnen.“
Der Nachfolger des beurlaubten Robin Dutt impfte den verunsicherten Bremer Profis in kürzester Zeit zuletzt vermisstes Selbstvertrauen ein und sah sich mit dem 2:1 (1:1)-Sieg beim heimstarken FSV Mainz 05 belohnt. Im Moment des Erfolges schrie der sonst so stoisch wirkende Trainer-Novize seine Freude heraus. „Ich wollte der Mannschaft nicht zeigen, wie nervös ich war. Sie sollte nicht denken, der Trainer zittert“, bekannte der 44-jährige Familienvater anschließend.
Der Sieg zum Einstand durch zwei Treffer des Argentiniers Franco Di Santa (44./50. Minute) nach neun vergeblichen Anläufen unter Vorgänger Dutt gibt Hoffnung, mehr aber auch nicht. Die Bremer sitzen nach wie vor tief im Bundesliga-Keller. „Nach den ersten 20 Minuten hat man sich vielleicht nicht vorstellen können, dass wir gewinnen. Die waren grottenschlecht“, bekannte der vom U23-Coach auf den Chefsessel gehievte Trainer-Novize.
„Jeder sieht unsere Defizite, das wissen wir“, erklärte Skripnik. Nach den Siegen unter seiner Regie im DFB-Pokal (2:0 bei Drittligist Chemnitz) und bei Mainz 05 hätten die Spieler verinnerlicht, dass sie Spiele gewinnen können. „Was wir in der zweiten Hälfte geleistet haben, war großartig. Wir sind an unser Limit gegangen.“
Kritiker halten den Bremern vor, die Mannschaft besitze zu wenige gestandene Bundesliga-Profis. Der Befreiungsschlag von Mainz setzt nun Kräfte frei, um das Gegenteil beweisen zu können. Skripnik setzt in seiner ruhigen Art auf einfachen Fußball. „Er hat eine klare Ansprache und eine positive Ausstrahlung“, betonte Felix Kroos. „Das Trainerteam hat uns jeden Tag gepusht und uns Selbstvertrauen eingeimpft. Es war genau die Reaktion, die auch die Fans sehen wollten“, erklärte Zlatko Junuzovic, „aber wir haben noch einen langen Weg vor uns.“
Skripniks einfache Art Fußball zu denken hilft den Bremern. Konzentration auf das Wesentliche und Spieler auf den Positionen, für die sie geholt wurden. Bestes Beispiel ist der Spanier Alejandro Galvez. Von Dutt als Mittelfeldspieler zweckentfremdet, blühte der 25-Jährige auf seinem angestammten Platz in der Innenverteidigung auf und gewann in Mainz 70 Prozent seiner Zweikämpfe. Auch die Rückkehr zur Raute vermittelt neue Sicherheit. „Jeder Trainer hat seinen Blick auf den Fußball“, meinte Skripnik, der Di Santo lobte. „Er ist gut für den gesamten Verein. Er macht Spaß und nimmt das alles sehr locker. Vielleicht ist das seine südamerikanische Lebenseinstellung.“
Sich auf die Grundtugenden zu konzentrieren, sei der Schlüssel im Abstiegskampf, betonte Sportdirektor Rouven Schröder. Deshalb sei Skripnik der richtige Mann am richtigen Platz. Kapitän Clemens Fritz wollte bei allem Lob für den neuen Übungsleiter die Arbeit von Dutt nicht vergessen. „Er hat aber auch seinen Anteil. Die Mannschaft ist total fit, sonst hätten wir nicht 90 Minuten so marschieren können.“
Die Belastbarkeit des Aufschwung müssen die Bremer erst noch bestätigen. Am Samstag kommt der ebenfalls kriselnde VfB Stuttgart ins Weserstadion. Skripnik sehnt sich nach den hektischen Tagen mit zahllosen Telefonaten und Gesprächen seit seinem Amtsantritt am 25. Oktober nach dem ersten freien Tag am Dienstag. „Ich war zehn Jahre nicht mehr in der Bundesliga mit all dem Trubel. Den Tag werde ich genießen und Kraft tanken“, meinte der Ukrainer.