Hannover effektiv: Sechster mit sechs eigenen Toren

Hannover (dpa) - Wortlos stapfte Alexander Madlung in die Kabine. Der einzige Torschütze mochte nicht reden. Was durchaus verständlich war, denn der Frankfurter lenkte den Ball zwei Minuten vor dem Ende der Bundesligapartie unbeholfen ins eigene Netz und bescherte Hannover 96 einen späten 1:0-Sieg.

Foto: dpa

„So ist Fußball manchmal“, sagte der fröhlich grinsende 96-Torwart Ron-Robert Zieler: „Wir haben viele Chancen nicht genutzt, und dann fällt so ein Tor!“

Es war gerade einmal das siebte Tor für die Hannoveraner, die sich in dieser Saison als äußerst effektiv erweisen. Die 96er haben nach zehn Spieltagen weniger Treffer erzielt als der Tabellenletzte aus Freiburg und liegen trotz eines Schlingerkurses mit 16 Punkten als Tabellensechster auf Europapokal-Kurs. „Es ist egal, ob durch Elfmeter oder Eigentor oder sonst wie“, sagte Trainer Tayfun Korkut: „Hauptsache, wir haben uns belohnt.“

Für den Coach war ohnehin etwas ganz anderes wichtiger. „Wie oft haben wir zu null gespielt?“, fragte Korkut - und gab sich selber gleich die Antwort: „Fünfmal - so gewinnst du Spiele.“ Tatsächlich stand die 96-Abwehr gegen Frankfurt stabil. Dass das auch an der schwachen Eintracht lag, die sich kaum nach vorne traute, erwähnte Hannovers Trainer nicht.

Korkut war vor allem erleichtert, weil sein Team nach der peinlichen Pokalpleite gegen den Zweitligisten VfR Aalen wieder zurück in die Spur fand. „Die Mannschaft antwortet auf Rückschläge und hat jetzt 16 Punkte auf dem Konto“, sagte der Coach. Und fügte nach einer kleinen Pause an: „So was wie im Pokal darf natürlich trotzdem nicht passieren.“

Das Aus in Aalen und die anschließende Kritik haben die Profis offensichtlich wachgerüttelt. Clubchef Martin Kind und Sportdirektor Dirk Dufner hatten sich mit deutlichen Worten nicht zurückgehalten. „Ich fand die Leistung sehr beeindruckend nach dem Pokalauftritt“, lobte Dufner nun nach dem Bundesligasieg. Und auch Kind war gnädig: „Ich habe eine ganz andere Leistungsbereitschaft gesehen. Der Wille war so, wie er von einer Profimannschaft zu erwarten war.“

Dass der Stadionsprecher den falschen Torschützen vermeldete, kümmerte niemanden. Spieler und Fans feierten lange und ausgelassen den späten Sieg, und 96-Innenverteidiger Marcelo sagte später augenzwinkernd: „Ja, das war mein Tor.“ Dem Brasilianer, der beim einzigen Treffer Madlung bedrängte, war aber „viel wichtiger, dass wir die drei Punkte haben“.

Während Hannover sich im oberen Tabellendrittel festgesetzt hat, stehen Eintracht Frankfurt schwere Zeiten bevor. Nach der vierten Pflichtspiel-Niederlage in Serie - darunter der K.o. im Pokal - warten Spitzenteams von Bayern München und Borussia Mönchengladbach als nächste Gegner. Sarkastisch sagte Eintracht-Innenverteidiger Marco Russ: „Jetzt hauen wir die Bayern weg.“