Van der Vaart gelingt mit HSV Befreiungsschlag
Hamburg (dpa) - Wochenlang wollte Rafael van der Vaart öffentlich nicht sprechen. Doch nach seinem Elfmetertor in der 26. Minute zum 1:0 (1:0) gegen Bayer Leverkusen und dem ersten Heimsieg seit über einem halben Jahr machte der Kapitän des Hamburger SV nur allzu gern vor jedem Mikrofon Halt.
„Es war nicht nur für mich persönlich eine Befreiung, sondern auch für die ganze Mannschaft. So zu kämpfen war schon geil. Für uns war es wichtig, zu zeigen, dass wir hier die Chefs sind“, sagte der 31-Jährige und hielt den Schienbeinschützer mit dem Namen seines Sohnes Damian hoch.
Von Trainer Josef Zinnbauer gab es ein Sonderlob für den Holländer: „Rafa war kämpferisch vorbildlich, spielerisch ist er aber noch nicht bei hundert Prozent.“ Erstmals ließ der Coach mit Raute und van der Vaart zentral neben Lewis Holtby spielen, bis der alternde Regisseur nach einer Stunde auf die Bank durfte.
„Lewis ist sensationell, was der für Wege geht“, schwärmte Zinnbauer, dessen Bilanz mit acht Punkten aus sieben Spielen allmählich besser aussieht. Der ehemalige U23-Coach schaffte es, Leben in die verängstigte und kommunikationsarme Truppe zu bringen. Als Belohnung gab er den Sonntag trainingsfrei.
Zwar bot der HSV keine fußballerische Feinkost, das Abwehrverhalten der ganzen Mannschaft war aber vorbildlich. Vor allem Rückkehrer Hakan Calhanoglu hatte nichts zu lachen: Mindestens zwei Gegenspieler kümmerten sich stets um den Deutsch-Türken, wenn er am Ball war. „Man hat gesehen, was für einen großen Charakter die Mannschaft hat. Wir haben richtig gekämpft und waren sehr heiß. Diese Mentalität brauchen wir in jedem Spiel“, betonte Innenverteidiger Johan Djourou.
50 Fouls und neun Gelbe Karten waren Ausdruck der Aggressivität in einem Spiel, das die „Hamburger Morgenpost“ am Sonntag als „Gift-und-Galle-Gipfel“ bezeichnete. „Die Hütte hat gebrannt, der Rasen hat gebrannt“, fasste Heiko Westermann zusammen. Wie gut das Team unter Zinnbauer zusammengewachsen ist, hörte man nach Spielende, als aus der HSV-Kabine laute Popmusik dröhnte. Die harte Gangart war für die glücklichen Hamburger nach dem Sieg keine Thema.
Nächsten Sonntag geht es nach Wolfsburg. Hoffnung macht, dass die Hanseaten gegen die starken Teams bisher besser spielen: Sieben Punkte gab es aus den Vergleichen gegen Bayern, Dortmund und Leverkusen. Gegen Teams wie Paderborn und Berlin holte der HSV dagegen nichts. „Wir müssen in Wolfsburg genau da weitermachen, wo wir heute aufgehört haben. Wolfsburg hat eine Top-Mannschaft mit Top-Qualität“, sagte Nicolai Müller. Und der neue Direktor Profifußball, Peter Knäbel, ist gar nicht so pessimistisch: „Zu erleben, wie die Mannschaft gekämpft hat, macht Hunger darauf, genau das zu wiederholen. Das darf der Anspruch der Leute sein. Und das ist auch unser Anspruch.“