Tuchel stellt sich vor 05er: „Habe dickes Fell“

Mainz (dpa) - Neun Spiele ohne Sieg, fünf Heimniederlagen in Serie - beim Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05 brennt nach dem Abrutschen auf Rang 15 der Baum.

Vor dem Heimspiel am Freitag gegen den VfB Stuttgart geht Trainer Thomas Tuchel daher verbal in die Offensive, verteidigt das Mainzer Modell, den Kader und auch sich selbst gegen die aus seiner Sicht ungerechtfertigte Kritik. „Ich wurde hier nicht Trainer, weil ich pro Saison 50 Punkte garantiere, sondern weil meine Werte auch die Werte des FSV sind. Und diese Werte stehen über Allem, auch über Gewinnen und Verlieren. Ich rücke von meinem Weg nicht ab. Er ist alternativlos“, sagte Tuchel.

Einen Weichspüler auf der Bank wollen sie in Mainz nicht. Tuchel nimmt oft den unbequemen Weg und macht unnötige Baustellen auf wie den Wechsel im Tor von Heinz Müller zu Christian Wetklo. Der Pokalheld von Hannover, der beim 1:0 einen Elfmeter hielt, steht auch gegen Stuttgart zwischen den Pfosten. Zurück bleibt ein frustrierter Müller. Er beklagte sich erst lauthals, jetzt hat er sich ein Schweigegelübde auferlegt. Wetklo habe momentan das Matchglück, begründete Tuchel gegenüber Müller die Personal-Rochade zwischen den Pfosten.

Nicht viel besser ergeht es derzeit den Stürmern Mario Gavranovic, Dennis Yilmaz und Florian Heller, die auf der Bank sitzen oder der Tribüne schmoren müssen. „Es wäre nicht richtig, sie jetzt einzusetzen. Das wäre eine zu große Bürde. In unserer Situation bauen wir auf Spieler, die sich von äußeren Einflüssen mental weitgehend unabhängig machen können“, meinte Tuchel.

Die Negativserie lässt den 38-Jährigen nicht kalt. Schon seit Wochen legt er sich mit Gott und der Welt an. Nach dem 1:3 gegen Bremen wirkte er ratlos, jetzt ist er wieder angriffslustig. Lieblingsgegner sind Schiedsrichter und die vierten Offiziellen, die bei vermeintlichen Fehlentscheidungen als Blitzableiter herhalten müssen. „Thomas ist halt sehr emotional. Er fiebert mit und bleibt sich in seiner Art treu, auch wenn der Erfolg mal ausbleibt“, sagte Stuttgarts Trainer Bruno Labbadia über seinen Kollegen.

Sich selbst einen Maulkorb zu verpassen, kommt für Tuchel nicht infrage. „Mir soll es recht sein, wenn sich der Fokus der Öffentlichkeit auf mich richtet und dafür die Mannschaft entlastet wird. Ich habe ein dickes Fell, ich kann das ab“, bekräftigte er.

Die Mainzer Führung hat partout nichts auszusetzen am Trainer. Auch bei weiteren Niederlagen ist Tuchels Arbeitsplatz sicher. „Damals bei Klopp hatten wir genau dieselben Diskussionen um das Benehmen. Schaut euch an, wo er heute ist“, meinte Manager Heidel. Auch der Meistertrainer von Borussia Dortmund sei seinerzeit in Mainz wegen seiner aufbrausenden Art oft angeeckt.

„Es ist meine Überzeugung, dass man Glück erzwingen kann. Genauso glaube ich fest daran, dass man Qualität nicht nur für Millionen kaufen, sondern von innen generieren kann. Ich glaube an die Qualität meines Kaders“, betonte Tuchel. Der VfB Stuttgart soll es zu spüren bekommen. „Das ist eine lauffreudige Mannschaft, die große Power in ihrem Spiel hat und sehr emotional agiert“, meinte Tuchel.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

FSV Mainz 05: Wetklo - Pospech, Bungert, Noveski (Kirchhoff), Fathi - Baumgartlinger, Polanski, Soto - Malli - Allagui, Choupo-Moting

VfB Stuttgart: Ulreich - Boulahrouz, Tasci, Maza, Molinaro - Kvist, Kuzmanovic - Harnik, Hajnal, Okazaki - Cacau

Schiedsrichter: Winkmann (Kerken)