„Unmenschlich“: Hoeneß empört über Brenos U-Haft
München (dpa) - Der schwere Gang von Bayern-Profi Breno in die Untersuchungshaft empört den FC Bayern - allen voran Uli Hoeneß. Der Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters klagte die Münchner Ermittler wegen ihres konsequenten Vorgehens massiv an.
„Das ist ein Ding der Unmöglichkeit, den Jungen ins Gefängnis zu stecken. Wie sich die Münchner Staatsanwaltschaft aufführt, das ist Wahnsinn. Wir sind vollkommen vor den Kopf gestoßen“, schimpfte Hoeneß nach dem 3:0-Heimsieg der Münchner gegen Bayer Leverkusen.
Unabhängig von der inhaltlich fragwürdigen Hoeneß-Kritik spitzt sich die Situation für den 21-jährigen Breno zu. Nach dem verheerenden Feuer in der von ihm angemieteten Villa im Nobelvorort Grünwald erließ das Amtsgericht München gegen den Brasilianer am Wochenende Haftbefehl wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr. Breno gilt nicht mehr als Opfer und Zeuge, sondern als möglicher Täter.
Insbesondere die Begründung „Flucht- und Verdunkelungsgefahr“ stieß bei Hoeneß und auch Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge auf großes Unverständnis. Von „lächerlich“ sprach Hoeneß, während Rummenigge darauf hinwies, dass Breno seit dem Feuer in dem Haus gar keinen Pass mehr besitze: „Der ist bei dem Brand vernichtet worden. Ohne Pass kann man, glaube ich, nirgendwohin flüchten.“
Rummenigge appellierte an die Behörden: „Man spricht ja oft vom Promi-Bonus, ich möchte aber auch keinen Promi-Malus haben. Ich bitte die Staatsanwaltschaft, den Fall Breno mit der gebotenen Fairness und Sensibilität anzugehen.“ Zum schwebenden Verfahren mochte er sich nicht äußern: „Ich bin kein Anwalt. Uns sind auch nicht alle Fakten bekannt.“ Grundsätzlich gelte für den Verein „bis zur Klärung des Falles die Unschuld“, erklärte Rummenigge und ergänzte: „Dass das keine angenehme Geschichte für uns ist, davon kann man ausgehen.“
Hoeneß äußerte sich weniger diplomatisch: „Ich finde es unglaublich, dass der Junge, der schon genug Ärger am Hals hat in seiner Gesamtsituation, dass der auch noch in Untersuchungshaft soll. Das ist unmenschlich. Und wenn die Staatsanwaltschaft glaubt, dass das in unserem Staat richtig ist, dann gute Nacht Deutschland.“ Einen Haftbefehl erlässt aber nicht ein Staatsanwalt, sondern ein Richter.
Fakt ist, dass die Ermittler deutliche Indizien dafür haben müssen, dass Breno das Feuer vorsätzlich gelegt haben soll. Nach den vorläufigen Einschätzungen des Brandsachverständigen gebe es Hinweise, dass es sich um „kein zufälliges Ereignis“ gehandelt habe, berichtete Behördensprecher Thomas Steinkraus-Koch.
Viele Spekulationen sind im Umlauf, von privaten Sorgen des Fußball-Profis ist die Rede, auch Alkohol könnte im Spiel gewesen sein. Auch Hoeneß wies auf die problematische „Gesamtsituation“ hin. Am Tag vor der Brandnacht hatte sich Brenos gesundheitliche und berufliche Situation erneut verschlechtert, weil sein Knie „wieder Probleme“ bereitet habe, wie Trainer Jupp Heynckes berichtete: „Es wurde wieder dick. Ich kann mir vorstellen, dass das der Auslöser war.“ Breno hat in dieser Saison noch kein Spiel bestritten.
Brenos Landsmann Rafinha, der in seiner Nachbarschaft wohnt und den Spieler sowie dessen Familie in der Brandnacht getröstet hatte, erklärte nach dem Spiel gegen Leverkusen: „Wenn du immer verletzt bist und wieder eine Operation machen musst, bist du traurig.“ Er hoffe aber für seinen Landsmann, „dass alles gut ausgeht“.
Die Bayern wollen ihren Spieler weiter unterstützen. „Das gebietet unsere Verantwortung als Arbeitgeber“, sagte Rummenigge. Womöglich könnte der Rekordmeister auch bei der Zahlung einer Kaution helfen. „Das ist jetzt erst einmal Angelegenheit von Breno und seinem Anwalt“, äußerte Rummenigge zurückhaltend. „Wenn es eine Möglichkeit gibt, ihn über eine Kaution freizubekommen, werden wir sicherlich alles tun“, meinte Hoeneß.
Der Brand war am 20. September um kurz nach Mitternacht in der Villa in Grünwald ausgebrochen. Es entstand ein Millionenschaden. Breno hielt sich zum Zeitpunkt des Brandes im Haus auf. Seine Ehefrau Renata war mit dem gemeinsamen Sohn und ihren zwei weiteren Kindern nicht daheim. „Wir werden weiter ermitteln“, erklärte Steinkraus-Koch zum weiteren Vorgehen der Staatsanwaltschaft. Bei schwerer Brandstiftung droht eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr.