Vertrauensmann: Druck für Referees kein Problem
Heidenheim (dpa) - Der öffentliche Druck ist für Bundesliga-Schiedsrichter nach Meinung des Vertrauensmanns des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) kein entscheidendes Problem.
„Es gab bisher noch niemanden, der sich über den Druck oder den Stress beklagt hat“, sagte Rainer Domberg angesichts der Diskussion um den Suizidversuch von Spielleiter Babak Rafati aus Hannover. „Es gibt nicht so viele Probleme bei Schiedsrichtern, wie es im Moment nach außen den Anschein hat“, sagte der Jurist der Nachrichtenagentur dpa.
Schiedsrichter beklagten sich bei ihm allenfalls generell über pauschale Kritik an ihrer Arbeit von Trainern, Spielern und Medien, erklärte der Bürgermeister aus Heidenheim. „Aber dass jemand konkret gesagt hat: 'Das wird mir zu viel, ich weiß nicht, wie es weitergeht.' Das war bis jetzt noch nicht der Fall.“ Seiner Meinung nach könnten die Schiedsrichter der 1. und 2. Bundesliga mit Stress gut umgehen.
Zu kritisch würden aber Fehlentscheidungen von Schiedsrichtern bewertet. „Ob eine Entscheidung richtig war, sieht man oft erst bei der zehnten Zeitlupe im Fernsehen“, sagte Domberg. Referees seien auch nur Menschen und nicht in der Lage, absolut fehlerfrei zu arbeiten. „Bei Schiedsrichtern wird ein Fehler nicht verziehen im Gegensatz zu Spielern“, kritisierte er. Die Spielleiter gäben ohnehin auf dem Platz ihr Bestes, aber perfekt sei niemand. Nach dem Fall Manfred Amerell/Michael Kempter hatte der DFB ihn als Vertrauensmann bestellt.
Als Ombudsmann der DFB-Schiedsrichter werde er nicht oft angesprochen. Über Details dürfe er nichts erzählen. Es komme allerdings auch vor, dass sich Spielleiter mit privaten Problemen an ihn wendeten. Das wirke sich schließlich auch auf ihre Arbeit auf dem Spielfeld aus.
Falsch ist laut Domberg oft der Umgang im Fußball mit psychischen Krankheiten: „Wenn jemand körperlich erkrankt ist, dann nimmt man das hin, aber bei psychischen Krankheiten, da ist man doch immer gleich dabei, das zu belächeln und zu bagatellisieren.“ Es müsse sich endlich die Erkenntnis durchsetzen, dass auch Krankheiten wie Depression heilbar sind und die Betroffenen danach wieder arbeiten können.