VfL-Kapitän Benaglio: „Ganz klar ein Sieg für Junior“
Wolfsburg (dpa) - Maximilian Arnold suchte nach den richtigen Worten. Nach dem schwersten Spiel seiner bisherigen Karriere war der junge Profi des VfL Wolfsburg fröhlich und aufgewühlt zugleich.
„Es war sehr schön, aber es war auch sehr emotional“, berichtete Arnold schließlich über die bewegenden Momente einer in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlichen Spitzenpartie der Fußball-Bundesliga: „Ich habe mit den Tränen gekämpft - aber es hat uns auch nach vorne gepusht.“
Der 4:1 (2:0)-Sieg gegen die bis dahin scheinbar unschlagbaren Bayern war schon ungewöhnlich genug. Doch die erste Partie nach dem Tod von Mitspieler Junior Malanda, die beeindruckende Choreographie der Fans vor dem Anpfiff - „das war Gänsehaut pur“, berichtete auch Trainer Dieter Hecking.
„Für immer in unseren Herzen“ stand auf einem riesigen Plakat mit Malandas Porträt, das die Anhänger über die Fankurve spannten. Statt eine Minute zu schweigen, klatschten die 30 000 Zuschauer und die Spieler auf dem Platz. „Es war keine erdrückende Stimmung, sondern eine des Aufbruchs“, kommentierte Hecking: „Das hätte Junior gewollt.“
Auch Kapitän Diego Benaglio lobte den Umgang mit der Trauer um den verstorbenen Mitspieler, der 20 Tage vor dem Rückrunden-Auftakt bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. „Wir müssen unseren Fans ein Riesenkompliment machen, was sie in Erinnerung an Junior gemacht haben“, sagte der Schweizer Torwart. Der ungewöhnliche Umgang „sollte zeigen, welch großen Respekt wir für Junior haben, dass Junior immer ein Teil dieses Vereins und Teil dieser Mannschaft bleiben wird“.
Der Applaus und die bunten Tafeln, die die Fans in die Höhe hielten, seien Malanda „viel mehr gerecht geworden, als wenn man eine Minute geschwiegen hätte“, befand Benaglio. Dass es dann noch einen spektakulären Sieg gegen den Tabellenführer gab, „das war umso schöner. Das war ganz klar ein Sieg für Junior.“
Abgelenkt waren die Wolfsburger trotz der überwältigenden Emotionen vor dem Anpfiff nicht, vielmehr waren sie von Beginn an fokussiert. Schon in der vierten Minute erzielte Bas Dost (4.) die Führung und legte kurz vor der Halbzeit nach. Der überragende Kevin De Bruyne (53./73.) sorgte bei einem Gegentreffer von Juan Bernat (55.) für einen auch in der Höhe verdienten Sieg. Mit starkem Pressing und tollem Umschaltspiel führten die Wolfsburger den Tabellenführer phasenweise vor.
De Bruyne wollte den Sieg nicht überbewerten. „Das sind auch nur drei Punkte“, kommentierte der Belgier. „Es war schön, wie wir gespielt haben. Wir haben es sehr gut gemacht.“ Dass sie die Bayern noch einholen können und eine Chance auf den Titel haben, glauben die Wolfsburger trotz der famosen Vorstellung nicht. „Nein, es sind immer noch acht Punkte Abstand“, sagte De Bruyne. Und: „Bayern ist immer noch Bayern.“ Außer den Wolfsburgern gibt es derzeit kein Team, das die Münchener derart unter Druck setzen kann.
De Bruyne wollte nach dem Spiel nicht über Malanda sprechen, lieber nur über Fußball reden. Nur soviel sagte der junge Belgier, der durch den Tod seines Landsmannes besonders betroffen war: „Es waren schwierige Wochen. Vielleicht ist es gut, dass wir mit so vielen Spielen starten und dadurch gut beschäftigt sind.“