Bundesliga Warum Gladbachs Ex-Trainer Favre auf Schalke zum Thema wird
Gelsenkirchen. Die Geschichte passte nicht ganz zusammen: Kaum war der Name Lucien Favre als potenzieller Trainer für die kommende Saison auf Schalke kolportiert, fuhren die Knappen am Mittwochabend beim 3:2 nach Toren von Meyer, Huntelaar und Schöpf gegen den HSV einen Sieg der Moral ein.
Mit Trainer André Breitenreiter feierte die zuletzt so arg kritisierte Gemeinschaft überschwänglich in einer Juhbeltraube.
„Das war kein Zufall“, betonte Meyer. „Es zeigt, dass wir zum Trainer stehen und ihm vertrauen.“ Und Horst Heldt sprang dem Trainer zur Seite: „Ich habe weder den Berater noch Lucien Favre kontaktiert. Intern gibt es keine Trainerdiskussion. André macht einen sehr guten Job“, sagte Heldt. Spekulationen seien ihm „ziemlich schnuppe“.
Die Situation allerdings ist weit weniger einfach: Heldt mag zwar vordergründig bis Saisonende Verantwortung tragen, wird dann aber vom Mainzer Manager Christian Heidel abgelöst. Ob Heidel seine große Aufgabe, das chaotische Schalke auf die rechte Spur zu bringen, mit Breitenreiter angehen wird, ist ungewiss — und könnte auch vom Restverlauf der Saison abhängen.
Wer Heidel kennt, weiß: Nur wenn ihn ein Trainer überzeugt, ist derjenige sein Mann. In Mainz waren die Fußballlehrer Jörn Andersen (zuletzt Austria Salzburg, jetzt arbeitslos) und Kasper Hjulmand (jetzt FC Nordsjaelland) schnell Geschichte, weil Heidel deren Arbeitsweise nicht passte. Mit Jürgen Klopp, Thomas Tuchel und nun Martin Schmidt hingegen landete er Volltreffer. Beuteschema: recht jung, unverbraucht, ehrgeizig und vor allem innovativ.
Favre passt nur zum zweiten Teil dieses Schemas, trotzdem ist der Schweizer, der aus Gladbach eine Spitzenmannschaft gemacht hat, für Schalke eine Verlockung. Im Sommer will der 58-Jährige, der noch immer einen seiner zwei Wohnsitze in Mönchengladbach pflegt, einen neuen Job antreten.
Nach Informationen unserer Zeitung spielt in seinen Überlegungen neben der Bundesliga aber vor allem die Premier League eine gewichtige Rolle. Das Ziel Frankreich ist nachrangig. Favre hat die letzten Monate genutzt, um sich weiterzubilden. Er will „besser sein, als beim letzten Mal“. Und schon da war er verdammt gut. Wer würde es Heidel verdenken, sich mit Favre zu beschäftigen?