Werder feiert Elferheld Wolf und Rettung zu 98 Prozent
Bremen (dpa) - Das mathematische Restrisiko ließen Spieler und Fans des SV Werder Bremen mal kurz außer Acht. Fröhlich und friedlich jubelten sie nach dem 3:1 (1:1) gegen 1899 Hoffenheim während einer minutenlange Nicht-Abstiegsparty gemeinsam im Weserstadion.
„Wir haben gefeiert, weil wir einen tollen Kampf abgeliefert haben. Es war eine große Erleichterung für uns, wenn auch noch nicht die Rettung“, kommentierte Sebastian Prödl die Jubelstimmung auf dem Rasen und den Rängen.
Trotz dieses Abwiegelungsversuchs geht auch Werders Abwehrchef vom Klassenverbleib aus. Mit 36 Punkten führen die Bremer das Feld der acht Mannschaften an, die drei Runden vor dem Ende einer verrückten Saison noch absteigen können. „Wir sind jetzt auf der Pole Position. Wenn wir uns die noch nehmen lassen, sind wir zu blöd für die Bundesliga“, erklärte Prödl. „Wir haben durch den Sieg einen riesigen Schritt gemacht. Es ist eine Menge Ballast abgefallen, wir sind zu 98 Prozent gesichert“, sagte Offensivmann Aaron Hunt.
Trainer Robin Dutt muss die nächste Saison ohne Hunt planen, dafür stehen ihm aber andere Trümpfe zur Verfügung. Dauerläufer Philipp Bargfrede, der viele Löcher stopfte und nach vorne Dampf machte, krönte seine überragende Leistung mit einem Traumtor. Und Dutts Maßnahme, Torhüter Raphael Wolf in der Winterpause zur Nummer eins zu befördern, zahlte sich gegen Hoffenheim besonders aus. Wolf wehrte beim Stand von 2:1 einen Foulelfmeter von Sejad Salihovic (85.) ab und musste als umjubelter Matchwinner über den Zaun auf die Fan-Tribüne klettern.
„Ich hatte beim Hinspiel ja schon zweimal das Vergnügen gegen Salihovic, den dritten Elfer musste ich jetzt mal halten“, erklärte Wolf. „Zuerst wollte ich in die andere Ecke springen, habe es mir dann aber noch einmal anders überlegt.“ Anders als beim 4:4 in Hinspiel, als er seine Bundesliga-Premiere feierte, ließ Wolf diesmal nur einen Treffer der Hoffenheimer Torfabrik durch Kevin Volland (3.) zu. „Er strahlt viel Ruhe da hinten aus und ist enorm wichtig für unser Spiel“, lobte Manager Thomas Eichin den Schlussmann.
Werder bewies nach dem frühen Rückstand erneut große Moral im Abstiegskampf. Dabei stand das engagierte Publikum der Mannschaft stets zur Seite. Bargfrede mit einem Volleyschuss (18.), Santiago Garcia (78.) per Kopfball nach einem laut 1899-Trainer Markus Gisdol unberechtigten Eckball sowie Nils Petersen (90.+2) in der Nachspielzeit drehten das Match. „Es war wichtig, dass wir uns nicht eingeigelt haben. Die Spieler wollten gegen die starke Hoffenheimer Offensive bewusst ein Risiko eingehen“, sagte Dutt.
„Ich habe die anderen Ergebnisse registriert. Als die Freiburger in Führung gingen, wollten wir alles auf eine Karte setzen“, berichtete Prödl über die Anspannung. Einige Bremer streben nun im Liga-Endspurt mit zwei Auswärtspartien in München und Leverkusen und einem Heimspiel gegen Hertha BSC andere Ziele an. „Mir reichen 36 Punkte nicht“, sagte Torwart Wolf, und Manager Eichin erinnerte an die Zielvorgabe von 40 Punkten.
So viele Zähler haben die Hoffenheimer bereits auf dem Konto. Sie verloren erstmals nach fünf Bundesliga-Partien, weil sie entgegen ihrer sonstigen Gepflogenheiten mehrere Topchancen nicht nutzten. „Das ist sehr, sehr ärgerlich. Wir sind jede Woche heiß auf drei Punkte“, haderte Torschütze Volland. Trainer Gisdol lobte die 40 100 Werder-Fans: „Wir mussten gegen zwölf Mann kämpfen. Damit meine ich nicht den Schiedsrichter, sondern das Bremer Publikum.“