Genie und Wahnsinn in „zlatanisierter“ Form
Bayer Leverkusen trifft im Achtelfinale auf Paris St. Germain mit dem exzentrischen Superstar Zlatan Ibrahimovic.
Düsseldorf. Wer den Namen Zlatan Ibrahimovic hört, denkt fast automatisch an dieses Fallrückzieher-Tor gegen England aus fast 30 Metern. Ein Jahrzehnt- vielleicht sogar ein Jahrhunderttor. Aber hunderte Filmchen im Internet, in denen seine Treffer zusammengeschnitten sind, beweisen: Sensationelle Tore sind bei Ibrahimovic Programm, keine Seltenheit.
Der Schwede mit bosnischen und kroatischen Wurzeln wuchs in einem sozialen Brennpunkt Malmös auf, ehemalige Lehrer bezeichneten ihn als „Krawallbruder“. Auch in seiner Fußballer-Karriere fiel der 32-Jährige nicht immer nur durch Traumtore auf. Immer wieder teilte der Taekwando-Fan auch aus — verbal und körperlich.
Der geniale Stürmer, der in Paris 15 Millionen Euro Jahresgehalt bezieht, ist im Herbst seiner Karriere. Und noch ist diese Laufbahn irgendwie unvollendet: Er wurde spanischer Meister mit dem FC Barcelona. Er wurde viermal italienischer Meister mit Inter und dem AC Mailand. Er wurde zweimal niederländischer Meister mit Ajax Amsterdam. Und natürlich wurde er auch schon französischer Meister mit seinem aktuellen Club Paris St. Germain, dem Gegner von Bayer 04 Leverkusen im Achtelfinale der Champions League. Und die hat Zlatan Ibrahimovic noch nie gewonnen.
Das will er möglichst in diesem Jahr mit dem Starensemble von Paris St. Germain nachholen. „Wir haben eine Mannschaft mit einer Menge Potenzial und viel Qualität. Wir sind im Kollektiv dieses Jahr viel stärker“, sagte Ibrahimovic.
Qualität, die ihren Preis hat. Seit der Übernahme des Clubs durch die Qatar Sports Investment um Scheich Nasser Al-Khelaïfi im Jahr 2011 gab Paris etwa 360 Millionen Euro für neue Spieler aus. Edison Cavani, vor Saisonbeginn für 65 Millionen Euro vom SSC Neapel gekommen, ist der teuerste Einkauf der französischen Liga-Geschichte, fehlt allerdings gegen Leverkusen verletzt. Jetzt soll Paris die Ausgaben mit internationalen Titeln rechtfertigen. Ibrahimovic, der in Interviews auch mal in der dritten Person von sich spricht, ist der Anführer des Starensembles. Er ist längst nicht mehr nur ein Fußballer, sondern hat sich zu einem Popstar, zu einer Symbolfigur stilisiert. Manche finden das arrogant. Doch was andere denken, interessiert ihn nicht. „Zlatan fürchtet niemanden. Solltest Du auch nicht (außer Zlatan)“, twitterte der Angreifer unlängst. Es gibt Bücher, Lieder und Theaterstücke über den 1,95 Meter großen Modellathleten, der mit dem schwedischen Model Helena Seger zwei Kinder hat. In schwedischen Wörterbüchern findet sich seit knapp einem Jahr das Verb „zlatanera“, was in etwa so viel bedeutet wie „stark dominieren“. Bayer Leverkusen dürfte gewarnt sein. Aber fürchten muss sich die Werkself nicht — außer vielleicht vor Zlatan.