Dauerbrenner Kroos sieht noch Luft nach oben
Vigo (dpa) - Toni Kroos erzählte noch schnell von seinem x-ten Fußball-Glücksmoment in dem für ihn besonders schönen WM-Jahr. „Der Torwart hat den Ball schon vorher klatschen lassen. Ich dachte, ich probiere es einfach mal.“ Typisch Kroos eben.
Ein bisschen frech und damit ganz schön erfolgreich.
Viel Zeit zum Abschied von seinen Weltmeister-Kollegen hatte Toni Kroos in Vigo nicht. Im Wintermantel und mit dem roten Rollkoffer an der Hand stand der Siegtorschütze in der engen Begegnungszone für Spieler und Reporter im betagten Estadio Balaídos. Draußen wartete schon der Shuttle zum Flughafen. Im Privatjet ging es noch in der Nacht heim nach Madrid - gemeinsam mit DFB-Ersatzkapitän Sami Khedira und den durch seinen Treffer gerade bezwungenen Mitspielern von Real.
Schweigsam seien die Spanier schon vor dem Testspiel zwischen Welt- und Europameister gewesen, hatte Kroos berichtet. In Plauderlaune dürften Sergio Ramos, Isco und Co. auch nach dem 1:0 der DFB-Elf nicht gewesen sein. Die Verantwortung für den ersten deutschen Sieg in Spanien seit 32 Jahren übernahm Kroos gerne.
Die Medien seiner neuen Wahlheimat verneigten sich vor ihm. „Donner von Kroos“, titelte das Sportblatt „Marca“, das mit Bezug auf die bitteren deutschen Niederlagen gegen Spanien im EM-Finale 2008 und dem WM-Halbfinale 2010 anerkennend festhielt: „Kroos ändert den Kurs.“ Deutschland gibt den Ton vor.
Der Mecklenburger Kroos hat 2014 einen enormen Sprung gemacht in der Hierarchie der Fußball-Nationalmannschaft. Manchmal wirkt er etwas schnoddrig. Auch seine Spielanalyse könnte man ihm als leichten Hang zur Arroganz auslegen. „Da muss man den Bundestrainer loben, wir sind mit einem guten Plan in das Spiel gegangen.“ Joachim Löw kennt Kroos. Er weiß ihn richtig einzuschätzen. Seine Aussagen sind so geradeheraus wie seine Pässe.
„Seine Entwicklung in diesem Jahr ist überragend“, hatte Assistent Thomas Schneider schon vor dem letzten Doppelspieltag attestiert. 2014 war der Ex-Münchner der Dauerbrenner in der Nationalmannschaft, kam in 16 von 17 Spielen zum Einsatz. Nur im Test gegen Polen im Mai war er nicht dabei, da befand er sich noch im Pokalfinal-Einsatz mit den Bayern. 1467 Länderspielminuten sind ebenfalls Jahresbestwert im Weltmeister-Ensemble. Seine Treffer-Quote im DFB-Trikot hat er in den Länderspielen 42 bis 57 von fünf auf insgesamt neun fast verdoppelt.
Kroos ein absolutes Glückskind? „Alles gelingt nicht, es gibt immer noch Luft nach oben. Aber es ist ohne Frage so, dass es gut läuft. Aber ich tue auch alles dafür, dass es so bleibt“, sagte der 24-Jährige. Am Samstag geht es für Kroos bei Real weiter. Mit dem nächsten Flug in die Provinz. Im Baskenland steht das Duell gegen das Überraschungsteam der Primera Division SD Eibar an. Sergio Ramos und Kollegen werden dann vielleicht auch wieder gesprächiger sein.