Deutschland-Fan Klinsmann: US-Team will in K.o.-Phase
Frankfurt/Main (dpa) - Knapp vier Monate vor dem direkten Duell bei der Fußball-WM bezeichnet sich Jürgen Klinsmann noch immer als großen Fan der deutschen Nationalmannschaft. Dennoch verfolgt er mit seinem US-Team in Brasilien eigene hohe Ziele.
„Wir rechnen uns absolut realistische Chancen aus, in die K.o.-Phase einzuziehen“, sagte der frühere deutsche und aktuelle amerikanische Nationalcoach bei einem Medientermin in Frankfurt am Main. „Natürlich ist Deutschland der Gruppenfavorit und hat auch Portugal einen großen Namen. Aber wir haben in den letzten zweieinhalb Jahren einen Weg durchgezogen, der uns viel Selbstvertrauen gegeben und gezeigt hat, dass wir auch gegen große Nationen bestehen können.“
Klinsmanns Amerikaner legen in Deutschland eine Zwischenstation auf dem Weg zu ihrem Länderspiel auf Zypern gegen die Ukraine ein. Für den deutschen Gruppengegner ist dies der vorletzte Test, bevor am 14. Mai die unmittelbare WM- Vorbereitung beginnt. Klinsmann hat für dieses Spiel neben aktuellen und ehemaligen Bundesliga-Profis wie Fabian Johnson (Hoffenheim) oder Jermaine Jones (Besiktas) noch zahlreiche weitere europa-erfahrene Spieler wie Tim Howard (Everton) oder Clint Dempsey (früher Tottenham) berufen. Genau darauf fußt auch sein Optimismus. „Wir haben mittlerweile eine Welle von Spielern, die sich auch international einen Namen gemacht hat“, sagte Klinsmann. „Sie haben die Erfahrung und das Selbstvertrauen, in großen Ligen mitzuspielen.“
Die deutsche Mannschaft verfolgt er nach eigenen Angaben nicht etwa als kommenden Gegner oder als früherer Trainer, sondern schlicht und einfach „aus der Fan-Perspektive“, wie er sagt. „Ich bin nach wie vor Deutscher, fiebere mit und drücke die Daumen“, meinte der 49-Jährige am Sonntag. „Ich freue mich sehr, dass Jogi Löw eine Auswahl an Jungs hat, die weltweit bewundert wird.“
Klinsmann arbeitete von 2004 bis 2006 als Bundestrainer und trat nach dem dritten Platz bei der Heim-WM zurück. Dennoch wirkt seine Amtszeit als Bundestrainer bis heute nach, weil er unter anderem seinen Nachfolger Joachim Löw zum DFB holte und zahlreiche Reformen wie eine dominante Spielweise anstieß, die Löw seitdem verfeinert hat. „Es ist ein schönes Gefühl, zu sehen, dass dieser Stab so arbeitet, dass die deutsche Mannschaft jetzt als Mitfavorit in die WM geht“, sagte Klinsmann. „Die Basis der Mannschaft ist so stark, dass sie in Brasilien um den Titel mitspielen kann.“
Seinen eigenen Anteil an dieser Entwicklung möchte er allerdings nicht zu hoch hängen. Dazu habe sich das Gesicht des Teams zu sehr verändert seit seinem Rücktritt. „Unser Projekt WM 2006 hat vieles angeschoben und zu dieser Entwicklung beigetragen“, meinte der spätere Trainer von Bayern München nur. Ansonsten habe der Aufschwung des deutschen Fußballs aber auch viel mit der „phänomenalen Arbeit“ der Bundesliga in den vergangenen Jahren zu tun. „Die Bundesliga hat weltweit einen enorm hohen Stellenwert“, betonte Klinsmann. „Und wichtig ist, dass sie nie satt ist und sich mit dieser Anerkennung zufrieden gibt. Das wird jetzt belohnt.“
Mit seinem Nachfolger und früheren Assistenten Löw ist der US-Coach noch immer befreundet. „Wir drücken uns gegenseitig die Daumen“, meinte Klinsmann. „Das Spiel bei der WM hat zwar eine Extra-Brisanz, aber das tut unserer Freundschaft keinen Abbruch.“