DFB-Chef: Haupt- oder Ehrenamt? Landesverbände uneinig
München (dpa) - Mehrere Landesverbände sprechen sich nach dem Rücktritt von Wolfgang Niersbach für einen Wandel des DFB-Präsidentenamt in eine hauptamtliche Aufgabe aus.
In einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zeichnete sich jedoch ein Dissens ab, da einige Vertreter auch an der bisherigen ehrenamtlichen Lösung festhalten wollen. Einige der 21 Landesverbände plädieren deutlich für eine Reform im weltweit größten Sportfachverband.
„Ein Schatzmeister und ein Präsident im DFB mit der Verantwortung, und das im Ehrenamt, ist für mich ein Witz“, sagte der Sachse Klaus Reichenbach. „Für mich persönlich ist diese Struktur langsam überholt.“ Karl Rothmund aus Niedersachsen erklärte mit Verweis auf den Aufwand und die Vernetzung mit FIFA und UEFA, „dass man das nicht mehr ehrenamtlich leisten kann“. Die Leistung eines DFB-Chefs sei „kaum noch mit einer ehrenamtlichen Tätigkeit zu stemmen“, sagte auch Erwin Bugar aus Sachsen-Anhalt.
Andere wollen dagegen am Status quo festhalten. „Der Präsident sollte auch jeden Fall ein Ehrenamtler bleiben“, betonte Hermann Korfmacher vom Westdeutschen Fußball- und Leichtathletik-Verband und teilt diese Meinung mit dem Berliner Bernd Schultz, der sagte: „Ich halte die ehrenamtliche Lösung weiter für tragfähig.“ Das meinte auch Siegfried Kirschen aus Brandenburg, der auf das DFB-Generalsekretariat verwies, das stark genug sei, „um alle Arbeiten zu erledigen.“ Auch Dirk Fischer aus Hamburg ist für die Beibehaltung des Ehrenamts. Eine Änderung könnte der DFB-Bundestag mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit beschließen.
Einige Landesfürsten erkannte jedoch, dass mittelfristig kein Weg am Hauptamt vorbeiführe. Der Schritt müsse aber vorbereitet sein. „Schnellschüsse bringen jetzt nichts“, meinte Thomas Schmidt vom Südbadischen Fußballverband. „Da hängt so viel dran, dass man das kurzfristig nicht ändern kann“, sagte Korfmacher in Bezug auf eine Reform. Die Hauptamtlichkeit sei aber „ein Thema für die Zukunft“.
Grundsätzlich meinen die meisten Landesvertreter, dass der DFB in seiner Struktur bis auf Nuancen gut aufgestellt sei. „Die Frage ist sicher, ob wir mit dem Kontrollausschuss hinreichend aufgestellt sind“, meinte der Berliner Schultz, der wie einige Kollegen auch eine Ethikkommission mit unabhängigen Mitgliedern andachte.
„Wenn sich alle an den Spielregeln halten und die Zuständigkeiten auch beachten, dann ist es eigentlich nicht nötig, dass wir noch eine Kommission oder Ausschüsse schaffen“, fand dagegen Bugar aus Sachsen-Anhalt. Hans-Ludwig Meyer aus Schleswig-Holstein sagte: „Wenn kriminelle Machenschaften im Spiel sind, hat man keine Chance.“