Brüder-Duell: Schweiz müht sich beim 1:0 gegen Albanien

Lens (dpa) - Gut 20 000 albanische Fans waren mit dem Schlusspfiff schlagartig ruhig. Das unglückliche 0:1 (0:1) bei der EM-Premiere gegen die Schweiz wollte die rot-schwarze Übermacht im Stade Bolaert-Delelis in Lens einfach nicht wahrhaben.

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„Das war total unnötig“, kommentierte Abwehrspieler Mergim Mavraj vom 1. FC Köln treffend. EM-Neuling Albanien schlug sich im emotional aufgeladen „Bruder-Duell“ gegen die Schweiz quasi selbst.

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„Wir haben wirklich den mentalen Druck zu spüren bekommen“, sagte Albaniens Nationalcoach Gianni De Biasi. „Die Art und Weise ist nur schwer nachzuvollziehen“, meinte Mavraj. Schon nach fünf Minuten war die lautstarke albanische Party im mit 33 805 Zuschauern besetzten Stadion zum ersten Mal vorbei. Hoffenheims Fabian Schär köpfte die favorisierten, aber deutlich nervösen Eidgenossen nach einem krassen Torwartfehler von Etrit Berisha schon früh in Führung.

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„So ein Start ist natürlich ein Traum“, sagte der starke Granit Xhaka von Borussia Mönchengladbach. Sicherheit gab die frühe Führung der Schweiz indes nicht. Erst als Albanien sich weiter schwächte, wurde der Druck größer. Albaniens Kapitän Lorik Cana leistete sich zwei Gelbe Karten binnen 13 Minuten und flog schon in der 36. Minute mit Gelb-Rot vom Feld. „Leider war das ein berechtigter Platzverweis“, analysierte De Biasi.

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„Das stecken nicht viele weg. Wir haben aber gut drauf geantwortet“, sagte Mavraj zum beherzten weiteren Auftritt seines Teams. Was der Kölner verschwieg: Zehn kampfstarke und von den eigenen Fans immer wieder lautstark nach vorne gebrüllten Albaner blieben nur deshalb im Spiel, weil die Schweiz ihre Chancen nicht nutzte. „Allein Haris Seferovic hatte zwei, drei riesige Chancen. Wenn er das 2:0 macht, ist das Spiel gelaufen“, kommentierte Granit Xhaka: „Ich hoffe, Haris hat sich die Tore aufgehoben.“

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So aber blieb Albanien im Spiel und mit etwas mehr Klasse im Angriff hätte der große Außenseiter für die erste Überraschung des Turniers sorgen können. Doch in dem Spiel, vor dem sich viel auf das Bruder-Duell zwischen dem Schweizer Granit und dem Albaner Taulant Xhaka fokussiert hatte, wurde der Schweizer Keeper Yann Sommer zum Matchwinner. „Die Klasse von Yann Sommer ist nichts Neues für mich. Schön, dass er sie nun auch auf dieser Bühne zeigt“, meinte der Schweizer Nationalcoach Vladimir Petkovic.

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„Ich bin glücklich, dass ich der Mannschaft so helfen konnte“, sagte der Torhüter von Borussia Mönchengladbach selbst. Schon nach einer halben Stunde entschärfte Sommer die bis dahin größte Möglichkeit Albaniens durch den völlig freistehenden Armando Sadiku. Die größte Tat gelang Sommer aber in der Schlussphase, als Albanien noch einmal Druck aufbaute und der eingewechselte Shkelzen Gashi (88.) am Schweizer Schlussmann scheiterte. „Wir haben ein schwieriges Spiel erwartet und hatten viel Druck. Das war nicht einfach. Wir haben das Spiel nach der Führung aus der Hand gegeben. Wir müssen sehen, dass wir einige Dinge korrigieren“, sagte Sommer.

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„Wir müssen die Fehlerquote reduzieren und den Abschluss verbessern“, analysierte Mavraj das erste EM-Spiel seines Landes. Trotz der Pleite und des Platzverweises für Kapitän und Abwehrchef Cana ist dem Kölner aber nicht bange. „Wir kommen über das Kollektiv und haben heute schon gezeigt, dass wir den Kapitän ersetzen können. Er ist auch so erfahren, dass er das wegstecken wird.“