Das Warten hat ein Ende - DFB-Elf will ins Halbfinale

Bordeaux (dpa) - Das Warten auf den Viertelfinal-Knaller zwischen Deutschland und Italien hat endlich ein Ende. Stündlich steigt das Kribbeln vor dem Anpfiff heute um 21.00 Uhr, die Vorfreude auf den elektrisierenden Klassiker wird immer größer.

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„Die Mannschaft weiß, was auf sie zukommt, was sie will“, erklärte Bundestrainer Joachim Löw. Aber das wissen auch die vom DFB-Team bei einer EM oder WM noch nie besiegten Italiener. „Wir haben Außergewöhnliches geleistet im Achtelfinale gegen Spanien und müssen jetzt noch Unglaublicheres leisten“, sagte Italiens Coach Antonio Conte.

POKER: Joachim Löw und Antonio Conte machten vor dem Duell dicht. Zwar kennen sich beide Seiten bestens, aber die letzten taktischen Finessen wurden im Verborgenen ausgetüftelt. Irgendwie soll der Gegner doch noch überrascht werden. Ein bisschen „Geheimniskrämerei“ bei jedem Trainer sei normal, sagte Löw.

PERSONAL: Löw kann auf den kompletten Kader zurückgreifen, alle 23 Nationalspieler waren beim Abschlusstraining dabei. Italien hofft noch auf eine Blitz-Genesung von Daniele de Rossi. Über den Einsatz des zentralen Mittelfeldspielers soll erst kurz vor Anpfiff entschieden werden. Antonio Candreva und Thiago Motta fehlen.

WEISSE WESTE: Die mehrmaligen Welttorhüter Manuel Neuer und Gigi Buffon sind bei der EM noch unbezwungen. „Gigi liefert seit zwei Jahrzehnten Topleistungen ab. Er gehörte zu meinen Vorbildern“, erklärte der deutsche Turnier-Kapitän Neuer. „In den vergangenen Jahren war er wirklich in jeder Hinsicht ein fabelhafter Torhüter“, lobte Buffon am Vorabend den Deutschen.

VIERTELFINALBILANZ: Deutschland hat seine drei bisherigen Viertelfinal-Spiele bei Europameisterschaften allesamt gewonnen: 2:1 gegen Kroatien 1996, 3:2 gegen Portugal 2008 und 4:2 gegen Griechenland 2012. Aber: Bei einer WM oder EM in Frankreich kam die deutsche Auswahl nie über das Viertelfinale hinaus.

WELTMEISTERREIFE: DFB-Boss Reinhard Grindel ist sich sicher: Joachim Löw wird „eine sehr gute Antwort“ finden. Nachdem die Taktik des Bundestrainers 2012 beim Halbfinal-K.o. gegen die Italiener in Warschau nicht aufgegangen war, will Löw diesmal als Sieger das Stadion verlassen. „Diese schmerzliche Niederlage hat mir bei der WM 2014 auch geholfen bei manchen Überlegungen“, erklärte Löw.

EMOTIONSMENSCH: Gegen Spanien schoss Conte aus Wut über einen Fehler seiner Mannschaft den Ball auf die Tribüne und sprang nach dem 2:0 vor lauter Freude auf die Auswechselbank. Der 46-Jährige coacht seine Mannschaft emotional und voller Einsatz, bereitet sie aber auch taktisch perfekt und bis ins letzte Detail vor. Auch an seinem Matchplan für Deutschland feilte er mit Dutzenden Videoeinheiten.

GELBE KARTEN: Die mit Gelb vorbelasteten Jérôme Boateng, Mats Hummels, Sami Khedira, Mesut Özil und Joshua Kimmich wären bei einer Verwarnung im Falle eines Weiterkommens im Halbfinale gesperrt. Bei den Italienern gehen elf Spieler vorbelastet in die Partie. „In diesem Moment sind die Gelben Karten unsere letzte Sorge. Es wird nur für den Gewinner ein Morgen geben“, sagte Conte.

GLÜCKSBRINGERIN:Bei der WM vor zwei Jahren in Brasilien war Angela Merkel gleich zweimal dabei, in Frankreich hat die Bundeskanzlerin wegen vieler Verpflichtungen nach dem Brexit-Votum noch kein Spiel vor Ort verfolgen können. Wie Millionen andere Deutsche drücke die Kanzlerin der Mannschaft die Daumen, „dass sie das gute Spiel, das sie jetzt zuletzt gezeigt hat, in Bordeaux auch wieder zeigen kann und den entsprechenden Erfolg dafür erntet“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Der DFB hofft auf einen Kanzlerin-Besuch bei einem möglichen deutschen Finale.