Deutscher WM-Sicherheitschef sorgt sich um EM-Sicherheit

Frankfurt/Main (dpa) - Kurz vor dem Start der Fußball-EM sorgen sich Experten weiter um die Sicherheit während des Turniers in Frankreich. Der Sicherheitschef der Fußball-WM 2006, Helmut Spahn, warf den EM-Organisatoren Nachlässigkeit bei der Gefahrenabwehr vor.

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Erfahrungen und Expertise aus anderen Ländern seien nicht zurate gezogen worden, sagte Spahn der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Nach Angaben der „Bild am Sonntag“ schließt das Bundespolizei-Präsidium Anschläge während der EM nicht aus und mahnte alle Polizei-Direktionen zur erhöhten Eigensicherung.

Die „BamS“ beruft sich dabei auf ein internes Dokument, das auf Hinweisen des Bundesamtes für Verfassungsschutz beruhen soll. Demnach habe der Islamische Staat dazu aufgerufen, den am Montag beginnenden Fastenmonat Ramadan zu Anschlägen im Westen zu nutzen. Damit sei möglicherweise auch die EM bedroht.

Experte Spahn mahnte vor dem Hintergrund der Terrorgefahr in Frankreich, dass die Sicherheitslage durch die derzeitigen Streiks bei der französischen Bahn und möglicherweise auch im Flugverkehr verkompliziert werden könnte. „Dafür braucht man Sicherheitskräfte, die dann anderswo fehlen“, sagte Spahn.

Er kritisierte eine angeblich mangelhafte Vorbereitung bei den französischen Behörden. „In Frankreich herrscht noch immer das Verständnis der 'Grande Nation' vor. Das heißt, man hat alles im Griff, braucht keinen Rat - das ist auch eine Mentalitätsfrage. Man möchte vielleicht nicht so viel von anderen hören. Was international passiert, ist für einen dann nicht so interessant“, sagte Spahn. In anderen Ländern würde seine Meinung geteilt, fügte er hinzu.

Bundeskriminalamt (BKA) und Bundesinnenministerium (BMI) sehen indes aktuell keine konkrete Gefahr für Terror-Akte bei der EM. Es gebe derzeit „keine Hinweise, die auf konkrete Anschlagsplanungen hindeuten“, sagte BKA-Präsident Holger Münch der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Samstag). Medienberichten, die unter Bezug auf interne BKA-Berichte vor Terror-Attacken bei der am Freitag beginnenden Europameisterschaft gewarnt hatten, widersprach Münch. Das BKA habe keine Terrorwarnung für die EM ausgesprochen, sondern lediglich eine Gefährdungsbewertung erstellt, betonte der BKA-Chef.

Eine BMI-Sprecherin pflichtete dieser Einschätzung am Sonntag bei: „Da haben wir nichts hinzuzufügen.“ Die Sprecherin versicherte, es gebe „einen hervorragenden Austausch mit den französischen Behörden. Die Zusammenarbeit ist sehr gut.“

Die französische Regierung warnt seit Monaten vor hoher Terrorgefahr im Land. Seit den Anschlägen vom vergangenen November in Paris herrscht auch deswegen der Ausnahmezustand. BKA-Chef Münch räumte vor diesem Hintergrund ein: „Es gibt immer Restrisiken.“