Euro 2020 TV-Kritik: Die ARD hat den „Sportschau Club“ aufgewertet

Wenn man an das Grauen der Vergangenheit zurückdenkt, wirkt die Gegenwart gleich viel angenehmer.

TV Kritik zum neuen Sportschau Club.

Foto: dpa/Marton Monus

„Waldis Club“, zwischen 2006 und 2012 moderiert von der bayerischen ARD-Duz-Maschine Waldemar Hartmann, war bis zu seinem Ende das Betthupferl auf Stammtisch-Niveau nach den Spielen bei den großen Fußballturnieren. Keine Zote zu platt, kein Altherrenwitz zu abgeschmackt.

Danach wurde es unter Matthias Opdenhövel, Reinhold Beckmann, Gerhard Delling und dem jahrelangen Moderator Alexander Bommes zumindest erträglicher. Die in „Sportschau Club“ umbenannte Fußball-Late-Night gewann an Format, die Kalauerdichte nahm ab.

In diesem Jahr hat die ARD etwas gewagt – und gewonnen. Die künftige Sportschau-Moderatorin Esther Sedlaczek und Micky Beisenherz, der eloquente Tausendsassa im deutschen Mediengeschäft, bilden eine ideale Kombination am späten Abend. Beisenherz, früher Gagschreiber für den RTL-Gassenhauer „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ und neuerdings unter anderem mit dem sehr empfehlenswerten News-Podcast „Apokalypse und Filterkaffee“ erfolgreich, ist der Mann für die tiefsinnigere Pointe. Sedlaczek deckt das Fachliche ab. „Die Aufteilung zwischen uns hat sich ganz automatisch ergeben“, sagte die frühere Sky-Moderatorin der „Süddeutschen Zeitung“. „Er hat immer einen Spruch auf der Lippe, ich gehe dafür bei Fußballfragen eher in die Tiefe des Raums.“

Das alleine ist schon unterhaltsam und zeitgeistig genug, wird aber durch die Auswahl interessanter Gäste noch besser. Während sich früher bei Hartmann Thomas Berthold und Matze Knop die Klinke in die Hand gaben, reden jetzt Jonas Hummels und Hans Sarpei in der Runde tiefgründig über Rassismus, oder es geht mit Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni um Diversität und Identitäten. Sedlaczek und Beisenherz gelingt es, dass selbst Kai Pflaume als Gast nach der deutschen 4:2-Gala gegen Portugal am Samstagabend nicht nervt. Ein gutes Beispiel, wie man aus einem überflüssigen ein angenehmes und relevantes Sendeformat machen kann.