Fan-Ansturm, Schlägerei und Proteste in der Ukraine
Kiew (dpa) - Unmittelbar vor dem Fußball-EM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Portugal in Lwiw haben die ukrainischen Zollbehörden von einem großen Fan-Ansturm berichtet.
Innerhalb von 24 Stunden hätten etwa 40 Gruppenreisen und 150 Euro-Sonderfahrzeuge sowie rund 1000 Privatautos mit EM-Fans über einen Sonderstreifen die Grenze passiert, teilten die Behörden mit. Zudem sollten aus zahlreichen Ländern Sondermaschinen landen. „Wir erwarten insgesamt 11 000 Deutsche und 4000 Portugiesen“, sagte ein Polizeisprecher in Lwiw.
Nach dem EM-Spiel Russland gegen Tschechien (4:1) sei es in Lwiw zu einer Schlägerei gekommen, teilten die örtlichen Behörden mit. Etwa 20 Anhänger der russischen Auswahl hätten im Anschluss an eine Fernsehübertragung der Partie am Freitag in Breslau anti-ukrainische Slogans skandiert, hieß es. Die Gruppe sei daraufhin von ukrainischen Fans attackiert worden. „Die Miliz hat die Lage schnell geklärt, ein Beteiligter wurde vorübergehend festgenommen“, sagte ein Polizeisprecher. Die Westukraine gilt als ausgeprägt proeuropäisch.
Zudem wurden mehrere Sicherheitskräfte nach der Partie zwischen Russland und Tschechien von russischen Fans angegriffen. Nach Angaben eines Sprechers des polnischen Organisationskomitees mussten vier Ordner medizinisch behandelt werden. Sie konnten danach umgehend wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Einem Polizeisprecher zufolge kam es zudem in der Breslauer Innenstadt zu einem Streit zwischen betrunkenen Russland-Fans. Einer von ihnen musste im Krankenhaus behandelt werden. Russische Fans waren auch während der Partie negativ aufgefallen, als sie Rauchbomben aufs Feld warfen.
Im ukrainischen EM-Spielort Charkow demonstrierten unterdessen inmitten der Fanzone etwa 100 Arbeiter aus zwei Fabriken für die Zahlung ausstehender Gehälter. Einige Angestellte haben nach eigenen Angaben seit etwa 18 Monaten keinen Lohn erhalten. Allein in einem der Werke stünden Zahlungen über 3,8 Millionen Euro aus, hieß es. Ihnen schlossen sich Arbeiter der städtischen Transportbetriebe an, die seit Oktober kein Geld erhalten hätten. Die Proteste richteten sich auch gegen die Entlassung von 200 Kollegen.
In Kiew und ebenfalls in Charkow demonstrierten zudem zahlreiche Menschen gegen das Töten von Straßenhunden. Tierschützer werfen der Ukraine einen „Massenmord“ an Streunern vor. Die Führung in Kiew hatte Versäumnisse eingeräumt. Mittlerweile habe sich die Lage mit Hilfe westlicher Organisationen gebessert, beteuert die Regierung.