Frankreichs Verband bedauert Ukraine-Boykott

Paris (dpa) - Frankreichs Verbandspräsident Noël Le Graët bedauert den politischen Boykott der Regierung bei der Fußball-EM in der Ukraine, hat aber keine Sorge vor antifranzösischer Stimmung.

Nach Präsident François Hollande hatte auch das gesamte Kabinett angekündigt, aus Protest gegen Menschenrechtsverletzungen nicht zu den EURO-Spielen in der früheren Sowjetrepublik reisen zu wollen. „Ich bedauere es, nicht intellektuell, aber ich bedauere es für den französischen Fußball, der versucht, sein Land zu vertreten“, sagte Le Graët der Nachrichtenagentur AFP. Er äußerte allerdings Verständnis für diese Entscheidung.

Sportministerin Valérie Fourneyron hatte zuvor am Rande des 2:0 der Équipe Tricolore im EM-Test gegen Serbien in Reims den Reiseverzicht aller Regierungsmitglieder angekündigt. „Das ist eine Positionierung mit Blick auf die Wahrung der europäischen Werte und vor allem im Lichte der Situation von Frau Timoschenko“, erläuterte sie. Die in Haft erkrankte Julia Timoschenko hatte sich kürzlich gegen einen politischen Boykott des Turniers (8. Juni bis 1. Juli), das auch in Polen stattfindet, ausgesprochen. Die Oppositionsführerin war vor mehr als 300 Tagen festgenommen worden.

Wenn der Sport dem Land nutzen könnte, wäre das schön, sagte Le Graët. Wegen der schwierigen Reise würden womöglich nicht viele französische Fans ihr Team unterstützen. „Aber die Menschen können ganz beruhigt kommen.“ Das Team von Nationaltrainer Laurent Blanc trifft bei der EM in der Vorrundengruppe D auf England, die Ukraine sowie Schweden und trägt seine Partien in Donezk und Kiew aus.