Italien feiert: „Merkel, wir kommen“ - England trauert

Rom (dpa) - Italiens Halbfinal-Einzug bei der EM hat in der Heimat stürmische Begeisterung ausgelöst und die Vorfreude auf den Fußball-Klassiker gegen Deutschland geschürt. „Frau Merkel, wir kommen“, schrieb die Gratiszeitung „Leggo“.

Auch der „Corriere della Sera“ nahm vor dem Halbfinale am Donnerstag die Kanzlerin als Edelfan der DFB-Auswahl ins Visier. „Jetzt ist Merkel an der Reihe, Italien ist in der Schlacht um Europa bestens aufgestellt“, hieß es.

„Italia go!“, forderte die „Gazzetta dello Sport“. Die Squadra Azzurra habe beim Sieg nach Elfmeterschießen gegen die Engländer mit „Herz, Kampf und Klasse“ aufgetrumpft. Prompt feierte die Zeitung das Team von Trainer Cesare Prandelli als „die schönste italienische Nationalelf seit der WM in Deutschland“. 2006 hatte sich die Mannschaft den vierten WM-Titel geholt, auch dank eines 2:0-Erfolgs in der Verlängerung im Halbfinale gegen die Deutschen.

„La Stampa“ jubelte nach dem Kraftakt gegen die Engländer „Oh yes“ und befand erstaunt: „Es war eine Partie gegen jede Tradition, die Azzurri machen das Spiel, die Engländer den Catenaccio.“ Die „La Repubblica“ lobte die beiden Helden des Elfmeterschießens: „Bravo Buffon, bravo Diamanti.“ Torwart Gianluigi Buffon hatte einen Elfmeter pariert, Alessandro Diamanti den entscheidenden verwandelt.

„Italien wie von einem anderen Planeten. Gewaltig!“, tönte der „Corriere dello Sport“ und vermeldete: „Im ganzen Land explodiert die Begeisterung.“ Bis in die Nacht feierten die Tifosi in Rom und vielen anderen Städten das Weiterkommen. Mit Fahnen und Vuvuzelas zogen die Fans freudetrunken durch die Straßen, Hupkonzerte dröhnten stundenlang. Umgehend kündigte Roms Bürgermeister Gianni Alemanno an, für das Halbfinale Großbildschirme auch auf der zentralen Piazza del Popolo aufstellen zu lassen.

Katerstimmung herrschte dagegen einmal mehr in England. „Oh nein, nicht schon wieder - wir sind verflucht“, jammerte der „Daily Mirror“. Der „Daily Telegraph“ schrieb: „Beim Spiel mit dem Teufel wird die Schwäche gnadenlos aufgedeckt.“ Zum sechsten Mal in den vergangenen 22 Jahren scheiterten die „Three Lions“ bei einem großen Turnier im Elfmeterschießen.

Der „Independent“ fand dennoch tröstende Worte: „Mit Würde und nicht ohne Hoffnung“ habe das Team von Trainer Roy Hodgson die Heimreise antreten. Das Boulevardblatt „The Sun“ suchte indes Ablenkung beim Wimbledon-Spektakel, das am Montag begann. „Lasst uns Tennis gucken“, lautete der Rat an die leidgeprüften England-Fans.